Wo ist der Finger-Spinner?

Wir haben jetzt drei Gobsmax daheim. Kennen Sie Gobsmax schon? Dabei handelt es sich um kleine Bälle, auf denen lustige Tiergesichter aufgedruckt sind und mit denen Kinder Geschicklichkeitsspiele spielen können. Klingt doch gut, sagen Sie jetzt. Fand ich auch.

Dann aber wurde mir die Art der Geschicklichkeitsspiele nähergebracht – und das vor allem auf akustische Weise. Denn die Bälle bestehen praktischerweise nicht aus einem wohnungs- und ohrenschonenden Material wie Gummi, sondern sind blechartiger Natur, weshalb das Spielen von einer gewissen unüberhörbaren Geräuschkulisse begleitet wird. Dem nicht genug, sind die Spiele offenbar darauf ausgerichtet, den Zustand der Böden und Möbel mittelfristig zu beeinträchtigen. Ein Spiel besteht etwa darin, die Bälle zu Boden zu schleudern. Fest, aber nicht zu fest. Denn landen die Bälle zu hart, springen sie auf einer Seite auf, wodurch sich der Mund des aufgedruckten Tiers öffnet und eine riesige, doppelte, so in der freien Natur bei Enten oder Koalas natürlich niemals vorkommende Zahnreihe zum Vorschein kommt. In diesem Fall hat der Spieler verloren.

Bei den Versuchen, die richtige Wurfstärke zu finden, knallt der Gobsmax – von dem es natürlich zig Varianten zum Sammeln gibt – also immer wieder zu Boden, und selbst zwei Räume weiter kann man dabei zuhören, wie er Dellen in das Parkett frisst. Aus Elternsicht noch erfreulicher ist aber ein anderes Spiel: Dabei schießen die Kinder die Bälle an eine Wand, eine Tür oder ein Regal, auch hierbei soll der Ball nicht aufspringen. Neben den Kollateralschäden am Mobiliar sind die Spiele auch nicht unbedingt dafür geeignet, die Beziehung zu den Nachbarn unter uns wesentlich zu verbessern, einen Entschuldigungsblumenstrauß für die Lärmkulisse kann man fix auf die Einkaufsliste schreiben.

Falls ich jemals etwas Schlechtes über die – erinnern Sie sich noch? – nervigen Finger-Spinner gesagt habe, denen im Vorjahr sämtliche Volksschüler verfallen waren, möchte ich diese Kritik hiermit zurückziehen. Gibt es die eigentlich noch irgendwo? Lieber Nikolaus, die wären doch was fürs Sackerl! Bitte, danke.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2018)


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