Unterstützte Kinder werden faire Erwachsene

Sozialprojekt wirkt auch 40 Jahre später.

Sie bekommen 20 Euro und dürfen entscheiden, wie viel Sie davon mit einer zweiten Person teilen. Nimmt ihr Gegenüber das Angebot an, können beide das Geld behalten. Wird es abgelehnt, gehen beide leer aus. Wie hoch fällt ihr Angebot aus? Dieses sogenannte Ultimatumspiel ist in der Verhaltensforschung beliebt, es soll herausfinden, in welchem Maß der Mensch bei seinen Entscheidungen die Interessen anderer berücksichtigt.

„Sensationeller Datensatz“

Eine internationale Studie („Nature Communications“), an der auch Andreas Hula vom Austrian Institute of Technology (AIT) beteiligt war, hat dieses Spiel nun unter anderem dazu verwendet, die Langzeitauswirkungen eines umfangreichen Sozialprojekts der 1970er-Jahre, das im US-Bundesstaat North Carolina Kindern einkommensschwacher Familien zugutekam, zu testen.

Die Ergebnisse überraschten die Forscher: Selbst vier Jahrzehnte später stellten sie eindeutige Tendenzen bei 78 ehemaligen Teilnehmern des Sozialprojekts, die auch in der Studie untersucht wurden, fest. Sie lehnen unfaire Aufteilungen ab und planen auch besser voraus.

Für Hula stellt diese Studie einen „sensationellen Datensatz“ dar, denn noch nie konnte gezeigt werden, dass soziale Maßnahmen sich über einen derart langen Zeitraum auswirken. Doch wie bei vielen Sozialstudien muss man auch hier vorsichtig mit der Ursache der Wirkung sein: Ob die damalige Unterstützung wirklich direkten Einfluss auf das Verhalten nimmt, oder ob sie „nur“ die Grundlage für andere Faktoren geschaffen hat, muss in weiteren Studien geklärt werden, so Hula. (däu/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.