Totalschaden in der Hofreitschule

Jenis
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Wie man den richtigen Chef sicher nicht findet oder wie man es schafft, bei einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren alles falsch zu machen, was man nur falsch machen kann, lernen wir am Beispiel der Spanischen Hofreitschule.

Am Donnerstag entschied der Aufsichtsrat der Spanischen Hofreitschule, dass die Präsidentin der Ronald McDonald Kinderhilfe, Sonja Klima, neue Geschäftsführerin des traditionsreichen Hauses wird. Sie entspricht in vielen Punkten nicht den Kriterien, die in der der öffentlichen Ausschreibung stehen. Dort wird unter anderem gefordert, dass der neue Geschäftsführer etwas von Tierzucht und Tiergesundheit verstehen und Wissen und Erfahrung über klassische Reitkunst haben muss. Mit diesen Kompetenzen kann Klima definitiv nicht aufwarten. Deshalb sprach sich der Expertenbeirat und die beauftragte Personalberatung Korn Ferry gegen sie aus. Ein anderer Mitbewerber, Herwig Radnetter, der seit über 40 Jahren bei der Spanischen Hofreitschule arbeitet und seit 2012 auch eine Leitungsfunktion inne hat, sei klar besser für diesen Job geeignet, so das Resümee.

Fest steht, dass es ein gröberes Kommunikationsproblem zwischen dem Aufsichtsrat und dem Eigentümer, dem zuständigen Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, gegeben hat. Denn ganz offensichtlich legt Ministerin Elisabeth Köstinger auf die genannten Kompetenzen überhaupt keinen Wert. Ihr ist die Repräsentation nach außen und auf der internationalen Ebene wichtig und die Erfahrung der künftigen Geschäftsführerin mit Medien und Presse.

Was muss der Chef denn eigentlich können?

Tatsächlich kann man darüber diskutieren, wie wichtig es ist, dass die neue Chefin der Hofreitschule von "traditionsgemäße Zucht der Pferderassen Lipizzaner" etwas versteht. Ob es reicht, wenn sie sich auf Experten verlässt oder sie doch lieber auch selber in der Lage sein sollte, Fehlentwicklungen zu erkennen. Vielleicht genügt es ja auch, wenn die Geschäftsführerin einen guten Eindruck auf Bällen, Society Events und Charity-Veranstaltungen macht.

Dass diese Fähigkeiten alleine nicht ausreichen, um von den durchaus selbstbewussten Mitarbeitern der Spanischen Hofreitschule akzeptiert zu werden, sollte dabei auch bedacht werden. Zu diesem Thema hätte wohl auch die scheidende Chefin Elisabeth Gürtler einiges zu berichten.


Aber eines steht fest: Debatten über die notwendigen Kompetenzen des Geschäftsführers hätten tunlichst vor der Ausschreibung des Aufsichtsrat stattfinden müssen und nicht nach der Bestellung einer höchst umstrittenen Kandidatin. Das ist nicht nur peinlich, sondern auch dilettantisch.

Welches Profil auch immer für die Führung der Hofreitschule verlangt wird, eines geht sicher nicht: Eine Bewerberin zu küren, die objektiv viele der Kriterien nicht erfüllt, die in der Ausschreibung ausdrücklich verlangt sind  - damit wird das öffentliche Ausschreibungsverfahren zu einer erbärmlichen Farce, die eigentlich auch der künftigen Chefin Sonja Klima nicht recht sein kann. Weshalb, das wird sie schon bald merken. Spätestens, wenn sie ihre Arbeit in der Hofreitschule beginnt und dort entweder belächelt und/oder von niemandem ernst genommen wird.

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