McEnroe: Ein Revoluzzer verlangt Harmonie

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US-Ikone John McEnroe, 59, nimmt Verbände und Veranstalter in die Pflicht. Der Ex-Profi findet kein einheitliches Reglement, die Tiebreak-Situation sei eine Farce.

Melbourne. Im globalen Tennis gibt es sieben Kräfte: Die Herren- und Damen-Organisationen ATP und WTA, den internationalen Verband ITF sowie vier Grand-Slam-Veranstalter. Einheitliche Regeln gibt es nicht, eher gleicht alles einem Konkurrenzkampf. Das ist nicht zuletzt John McEnroe, der als Spieler mit Wutausbrüchen und Eklats gegen Obrigkeiten und Regeln gewettert hat, ein Dorn im Auge. Die US-Legende, 59, fordert in Melbourne mehr Harmonie.

Anlass war zuletzt die Entscheidung, bei den Australian Open im fünften Satz (bzw. im dritten bei den Damen) ein Tiebreak (bis 10 gewonnene Punkte) zu spielen. Bei den French Open wird weiterhin im fünften Durchgang auf zwei Games Unterschied gespielt, in Wimbledon gibt es ab heuer ein Tiebreak bei 12:12 Games im fünften, in New York ein normales Tiebreak bei 6:6.

„Diese Vorstellung irritiert: Sie spielen bei den Australian Open und es steht 6:6 im fünften Satz. Plötzlich haben sie Panik: Was kommt jetzt? Tiebreak? Und wenn ja, geht er auf sieben oder zehn Punkte? 6:6? 10:10? 12:12?“, echauffierte sich McEnroe und brachte es, für ihn typisch, impulsiv auf die Spitze: „Wo bin ich? Paris, New York, London, Melbourne? Was mache ich?“

Der Hintergrund ist jedoch ernst. Vier Grand Slams mit vier verschiedenen Regeln, und weit und breit sei keine Autorität, um darüber zu befinden, ein einheitliches Set-up vorzugeben. Ähnliches gelte laut McEnroe für den reformierten Daviscup oder den unlängst gestarteten ATP-Cup. „Mehr als je zuvor braucht der Sport Führung, eine Vision. Jemanden, der über diesen kindischen Rivalitäten zwischen allen Organisationen wacht!“

Auch in anderen Bereichen sieht er dringenden Harmonisierungsbedarf. Etwa bei den Hitzeregeln. Bei den US Open gibt es eine für Damen, aber keine für Herren. Die Organisatoren führten ob der Bedingungen ihre eigene Hitzepolitik ein. Eine weltweit geltende, einheitliche Regel, die aufgrund gewisser Faktoren schlagend wird, gibt es nicht. Kein Grand-Slam-Veranstalter wolle sich da vom internationalen Tennisverband hineinreden lassen, für McEnroe ein weiteres Indiz für komplette Handlungsunfähigkeit. Was geschehe mit verschiedenen Bekleidungsvorschriften oder Strafen bei Zeitverzögerungen? (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2019)

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