Beim Frühstück

Im lobenswert bemühten Wiener Mandelbaum-Verlag ist jüngst ein Buch erschienen, das an den verstorbenen Peter Kreisky erinnert.

Im lobenswert bemühten Wiener Mandelbaum-Verlag ist jüngst ein Buch erschienen, das an den verstorbenen Peter Kreisky erinnert. Der brillante linke Soziologe, in der AK (unter-)beschäftigt, hatte es zeitlebens angesichts des Übervaters Bruno nicht leicht. Der Bundeskanzler war den extrem linken Positionen des Sprösslings mehr zugetan, als man öffentlich annahm: Der Vietnam-Krieg der USA, die Debatte um Atomkraft, der Umweltschutz – das waren Streitpunkte zwischen Alt und Jung. Den Bundeskanzler erinnerte all das an seine eigene Jugend in der illegalen SJ. Manchmal, erzählte Peter uns, forderte er dessen Freunde geradezu auf, aktiver zu werden. Peter tat es. Er war Wiener Obmann der Sozialistischen Mittelschüler, dann der roten Studenten.

Schon beim Frühstück gab es erbitterte Diskussionen mit dem linksgewickelten Sohn. Dieser bat in seiner Verzweiflung den Freund des Hauses, Heinz Kienzl, um Tipps. Es half wenig. Einmal wollte Peter kurz die Hintergründe der Kulturrevolution Mao Zedongs in China erläutern. Sein Vater unterbrach ihn mit dem Hinweis „Das war ganz anders“ und referierte dann eine Stunde lang über die Entstehung der Volksrepublik. Der Schlusssatz war klassisch: „So, Peter, jetzt tät' mich aber doch interessieren, wie ihr Jungen das Problem seht.“ (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2019)

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