Das Valentinstags-Massaker und der Niedergang von Al Capone

Eine Wand im "Mob Museum of Organized Crime and Law Enforcement" in Las Vegas.
Eine Wand im "Mob Museum of Organized Crime and Law Enforcement" in Las Vegas.(c) Imago
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Chicagos legendärer Unterweltboss Al Capone befindet sich 1929 am Höhepunkt seiner kriminellen Karriere, als die Ermordung von sieben Männern am Valentinstag den Anfang seines Endes einleitet.

"Eine Mordtat, die augenscheinlich mit dem heimlichen Krieg zwischen den Alkoholschmugglerbanden im Zusammenhang steht, hat Chicago in Aufregung versetzt", schrieb die "Neue Freie Presse" am 15. Februar 1929 über jenes Ereignis, das als "Valentinstags-Massaker" in die blutige Geschichte der amerikanischen Mafia eingehen sollte. "Eine Anzahl Männer fuhren in zwei Automobilen vor einem Hause vor, in dem sich ein Schlupfwinkel einer Alkoholschmugglerbande befindet, drangen dort mit gezogenen Pistolen ein und überrumpelten sechs Schmuggler (Anm. tatsächlich waren es sieben), die sie dann in einer Reihe an die Wand stellten und mit einem Maschinengewehr niederschossen."

Die Mörder geben sich als Polizisten aus. Jene sieben Männer (darunter ein Automechaniker der Gangsterbande und ein unbeteiligter Optiker mit Sympathien für die Verbrecher), die am Vormittag des 14. Februar 1929 überrumpelt werden, gehen von einer nicht unüblichen Razzia aus, als sie von zwei Männern in Polizeiuniform überwältigt werden. Sie lassen sich ohne Widerstand entwaffnen und stellen sich mit den Gesichtern zur Wand auf, ehe aus dem zweiten Auto noch weitere zwei Männer steigen.

Hinrichtung mit über 70 Schüssen

In den nächsten ein bis zwei Minuten sind Knallgeräusche zu vernehmen, wie Zeugen später zu Protokoll geben. Es könnte sich um das Geräusch von Fehlzündungen eines Autos handeln oder um den Lärm eines Presslufthammers. Tatsächlich ertönt der Lärm von Maschinengewehren. Die vier Männer aus den zwei Automobilen richten die sieben Männer an der Wand mit über 70 Schüssen hin. Sie töten mit gezielten Kopfschüssen, die restlichen Schüsse werden auf die Körper der Sterbenden abgegeben.

Bei den Opfern handelt es sich um Mitglieder der "North Side Gang", jener Verbrecherorganisation also, die Al Capones allmächtigem Unterweltimperium "Chicago Outfit" in den 1920er Jahren die Stirn im Kampf um die verbrecherische Vorherrschaft in der zweitgrößten US-Stadt bietet. Die eigentliche Zielperson, North-Side-Gang-Anführer Bugs Moran, befindet sich allerdings nicht unter den Opfern. Er ist nicht, wie vereinbart, vor Ort. Sein Zuspätkommen rettet ihm das Leben.

Der Niedergang von Al Capone

In Auftrag gegeben wurden die Morde vermutlich von Chicagos damals nahezu allmächtigem Unterweltboss Al Capone. Hundertprozentig geklärt ist das bis heute nicht. Klar ist hingegen, dass die versuchte Beseitigung eines Konkurrenten letztlich den Niedergang Al Capones einleitete. Der Bogen war überspannt.

Zwar stehen Schießereien in Chicago in den 1920er Jahren durchaus an der Tagesordnung. "Die Leute waren daran gewöhnt, jeden Tag irgendeinen toten Gangster zu sehen", sagte Capone-Historiker Mario Gomes im "Spiegel". Doch das Massaker am Valentinstag geht zu weit. Die Bürger der Stadt fürchten, dass niemand mehr in ihre Stadt kommen wird, weshalb sie Geld sammeln, um die Aufklärung der Morde voranzutreiben.

Ein "Mug Shot" der Polizei aus dem Jahr 1929.
Ein "Mug Shot" der Polizei aus dem Jahr 1929.(c) Imago

Keine drei Monate nach dem Verbrechen wird im Mai 1929 im "President"-Hotel in Atlantic City bei einem Treffen von rund 50 gewichtigen Unterweltbossen - auch Al Capone ist anwesend - die Zerschlagung des Gangsterimperiums von Al Capone besiegelt.

Kurz darauf wird der Unterweltboss wegen des illegalen Besitzes einer Waffe verhaftet und muss für fast ein Jahr ins Gefängnis. Kaum in Freiheit, befindet er sich an der Spitze einer Liste von 28 "Staatsfeinden" ("Public Enemies"), die die Chicago Crime Commission - die zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens gegründet wurde - veröffentlicht. Der Druck steigt. Ein Jahr später wird der Staatsfeind Nummer eins wegen Steuerhinterziehung angeklagt und zu einer Rekordstrafe von 11 Jahren Gefängnis verurteilt. Dieses verlässt er nach acht Jahren Haft als kranker Mann, ehe er am 25. Jänner 1947, niemals wirklich gesundet, stirbt.

(phu)

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