Handschriften als Kostbarkeit: Was nur Hühner lesen durften

Aura des Einmaligen: Bildpostkarte von Franz Kafka an seine Schwester Ottla, 13. September 1911.
Aura des Einmaligen: Bildpostkarte von Franz Kafka an seine Schwester Ottla, 13. September 1911.(c) Illustration: Deutsches Literaturarchiv Marbach
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Das Interesse an Handgeschriebenem beschränkt sich nicht auf Zeugnisse von Berühmten. Im Gegenteil: Zurzeit werden häufig Autografe von Unbekannten versteigert und gesammelt. Wenn die Handschrift selbst zur Kostbarkeit wird: Hinweis auf ein Phänomen.

Eine Ansichtskarte. Am 16. Oktober 1910 wurde sie in Paris abgeschickt. Sie zeigt das Riesenrad „La Grande Roue“, das seit der Weltausstellung des Jahres 1900 eine Attraktion der modernen Metropole ist. Das Bildmotiv könnte Fotosammler interessieren, Philatelisten werden ihr Augenmerk auf die Briefmarke richten. Vergleichsweise wertlos dagegen scheint der Text der Karte zu sein, er besteht lediglich aus den Worten „Beste Grüße Franz“.

Dennoch macht gerade dieser banale Text die Ansichtskarte zu etwas Besonderem. Der grüßende Franz hieß nämlich mit Nachnamen Kafka, also wird dieses Schriftstück als „Autograf“ eines bedeutenden Autors in Ehren gehalten. Es ist nicht der Wortlaut, der über seinen Wert entscheidet, ausschlaggebend ist die Identität dessen, der die Worte einmal mit eigener Hand zu Papier gebracht hat. Franz ist eben nicht gleich Franz.

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