Wifo relativiert Kosten-Unterschiede zwischen Ländern bei Pflege

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Symbolbild: Pflege(c) Clemens Fabry, Presse
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Der Großteil der Mehrkosten ist auf intensiveren Pflegebedarf der Patienten oder höhere Immobilienpreise zurückzuführen, nur ein geringer Teil liegt an höheren Lohnkosten oder ist ökonomisch nicht erklärbar, heißt es in einer aktuellen Berechnung.

Die Kosten der Pflegeheime liegen in Wien und Vorarlberg zwar deutlich über jenen anderer Bundesländer. Eine aktuelle Wifo-Berechnung relativiert diese Unterschiede aber deutlich: Der Großteil der Mehrkosten ist demnach auf intensiveren Pflegebedarf der Patienten oder höhere Immobilienpreise zurückzuführen, nur ein geringer Teil liegt an höheren Lohnkosten oder ist ökonomisch nicht erklärbar.

Dass die Kosten der Pflegeheime in Wien und Vorarlberg teils deutlich über dem Durchschnitt liegen, hat zuletzt in der Debatte um den Pflegeregress für Schlagzeilen gesorgt. Auch in den aktuellen Zahlen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) scheinen die dortigen Heime als besonders teuer auf: von 2013 bis 2017 lagen die Kosten je Pflegetag in Wien um 87,8 Euro über dem erwartbaren Durchschnitt, in Vorarlberg um 26,5 Euro. Um je 33 Euro günstiger und damit besonders billig war die Pflege dagegen in Salzburg und Kärnten.

Die Wifo-Forscher Matthias Firgo und Ulrike Famira-Mühlberger haben allerdings auch nachgerechnet, wie die Unterschiede zustande kommen. Demnach lassen sich fast zwei Drittel der Differenz zwischen den Ländern (63,8 Prozent) mit der höheren "Betreuungsintensität" der Bewohnerinnen und Bewohner erklären. Denn: leben in Pflegeheimen mehr Personen mit höheren Pflegestufen, dann steigen auch die Kosten. Ebenfalls wichtig sind die regionalen Immobilienpreise.

Berücksichtigt man diese beiden Faktoren - also Betreuungsintensität und Immobilienpreise - so sinken die Mehrkosten in Wien von fast 88 auf 15 Euro, jene in Vorarlberg von fast 27 auf 9 Euro, schreibt das Wifo in seinem aktuellen Monatsbericht. Der Kostenvorteil anderer Länder geht zurück. Im Durchschnitt sinkt die Abweichung zwischen den Ländern so von 28 auf 15 Euro.

Risiko von"groben Fehleinschätzungen" 

Während die Mehrkosten in Wien aus Sicht des Wifo durch die betreuungsintensiveren Patienten und die höheren Immobilienpreise weitgehend erklärt werden, kommen in anderen Bundesländern noch Unterschiede bei den Lohnkosten hinzu. Berücksichtigt man auch diese Faktoren - also ein regional höheres Lohnniveau und zusätzliches Personal bei gegebener Betreuungsintensität - so schrumpft die durchschnittliche Abweichung zwischen den Bundesländern noch einmal von 15 auf 8 Euro zusammen.

Das Wifo plädiert daher dafür, bei Kosten- und Effizienzvergleichen zwischen den Bundesländern alle relevanten Kostenfaktoren einzubeziehen. Andernfalls riskiere die Politik "grobe Fehleinschätzungen" bei kommenden Reformen. Dafür wäre laut Firgo und Famira-Mühlberger allerdings auch eine deutliche Verbesserung der Datenlage nötig. So konnte Tirol mangels vergleichbarer Zahlen in der Berechnung nicht berücksichtigt werden. Die Forscher sprechen sich daher dafür aus, die Bereitstellung öffentlicher Mittel an die Sicherstellung konsistenter Vergleichsdaten zu knüpfen.

(APA)

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