Manche kommen schon so zur Welt

Derber Humor und Menschen am gesellschaftlichen Rand: Jáchym Topols pikaresker Roman „Ein empfindsamer Mensch“ hat seinen Ausgangspunkt in England und führt eine unbegabte Theatergruppe durch halb Europa zurück in die böhmische Heimat.

Das Theatergedächtnis ist kurz. Die Ereignisse der Bühne verschwinden mit dem Ablauf der Aufführungsserie. Wer erinnert sich noch an Otomar Krejčas Prager „Theater hinter dem Tor“, das neben dem „Theater am Geländer“ und dem „Schauspielklub“ viel zu dem kulturellen und politischen Umbruch beigetragen hat, der als Prager Frühling in die Geschichte einging? Mitbegründer, Dramaturg und Hausautor des Theaters war Josef Topol. Seine Stücke wurden nicht weniger enthusiastisch aufgenommen als die seines Kollegen Václav Havel. Sie handelten, offen oder verschlüsselt, von aktuellen tschechischen Angelegenheiten. Schließlich hatten die Dramatiker ebenso wie ihr Publikum kaum Gelegenheit, die Welt jenseits der Grenzen im doppelten Sinn des Wortes zu erfahren.

Josef Topols Sohn Jáchym ist ebenfalls Schriftsteller, und nichts macht die Veränderungen zwischen den beiden Generationen so deutlich erkennbar wie die Tatsache, dass dessen neuer Roman, „Ein empfindsamer Mensch“, in England beginnt und durch halb Europa zurück in die mittelböhmische Heimat, an den Fluss Sázava führt. Die Perspektive eines Jáchym Topol, Jahrgang 1962, ist eine grundlegend andere als die seines 2015 verstorbenen Vaters.

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