Bauch und Herz, nicht immer der Kopf

Fällt ein Ritual weg, fühlt man sich unvollständig. Theater ohne Vorhang? Undenkbar.
Fällt ein Ritual weg, fühlt man sich unvollständig. Theater ohne Vorhang? Undenkbar.(c) Mark Schiefelbein / AP / picture (Mark Schiefelbein)
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Eine Kirche ohne Rituale? Sie sind enges Korsett oder hilfreiche Stütze, unverzichtbar allemal.

Eigentlich müsste das erst neu aufgelegte Gebets- und Gesangbuch „Gotteslob“ der katholischen Kirche Österreichs eingezogen werden. Dort findet sich das Herzstück der Messfeier, das Hochgebet, abgedruckt. In falscher Version!

„Das ist mein Blut, das für euch und für viele vergossen wird“, heißt es. Für viele? „Für alle“, lautet die Version der verbindlichen deutschen Fassung des Römischen Messbuchs. Ein kleiner, ein feiner Unterschied, der Theologenheerscharen beschäftigt (hat). Zuletzt bestand Papst Benedikt auf der „Gotteslob“-Fassung, unter Franziskus ist wieder alles anders. Der theologische Sinn soll im Vordergrund stehen, nicht die wörtliche Übersetzung.

Man sieht: Die Kirche macht es sich nicht leicht mit ihren Ritualen. Sind diese doch für sie konstitutiv.

„Rituale sind so etwas wie geronnene Glaubens- und Lebenserfahrungen. Wenn ich mich hineinfallen lassen kann, dann können sie lebendig werden.“ So erklärt das der Theologe Christoph Freilinger vom Liturgischen Institut, einer Einrichtung der Bischofskonferenz. Er macht einen Trend aus: „Die Leute suchen Riten und Rituale generell, auch kirchliche Rituale.“ Gleichzeitig sieht er ein Problem bei manchen Priestern: „Die Ritualleiter trauen den Riten nicht mehr, dass diese wirken.“ Oft würden vorher Erklärungen abgegeben. Doch, so Freilinger: „Rituale wirken nicht über den Kopf, sondern über Bauch und Herz. Wenn sie ständig erklärt werden müssen, verlieren sie an Kraft.“

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