Max Reinhardts weit gereister „Jedermann“

Max Reinhardt machte in seinem Regiebuch zum „Jedermann“ vielfarbig Notizen.
Max Reinhardt machte in seinem Regiebuch zum „Jedermann“ vielfarbig Notizen.(c) Archiv der Salzburger Festspiele
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Der große Theatermacher hat stets dasselbe Regiebuch für Inszenierungen des Stücks von Hofmannsthal verwendet. In Berlin, Salzburg, New York.

Das Buch scheint ausgiebig benutzt worden zu sein. Für einen Bibliothekar wirkt es auf den ersten Blick wie der reine Horror, denn die Seiten sind in und neben dem Text mit Notizen in mehreren Farben bekritzelt. Das erste Blatt ist links sogar mit einer Skizze versehen – die grobe Vorstellung von einem Bühnenbild. Rechts gibt es einen Stempel: „Deutsches Theater zu Berlin“. Doch dort wurde das Stück nicht uraufgeführt, sondern in einem Zirkus. Das Regiebuch gehörte Max Reinhardt. Es reiste mit ihm um die halbe Welt – von Berlin nach Salzburg und schließlich sogar nach New York.

Heute liegt dieses einmalige Dokument des „Jedermann“ im Salzburger Festspielarchiv – ein glücklicher Zufall für Salzburg, denn vieles vom Nachlass des großen österreichischen Theatermachers und Regisseurs befindet sich in den USA, in „The Max Reinhardt Archives & Library“ der State University of New York in Binghamton.

Salzburg aber hat den Klassiker, der untrennbar mit den Festspielen verbunden ist, mit den Mitbegründern Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal, Autor des „Jedermann“. Dieses Buch vermittelt Aura. Immerhin wurden die ersten Festspiele am 22. August 1920 mit dem „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ am Domplatz eröffnet. Mittels dieses abgegriffenen kleinen Lederbandes kann man dem Regisseur mit etwas Fantasie bei der Planung über die Schulter schauen.

Für die Hundertjahrfeier in Salzburg wird das Regiebuch in einer Faksimileausgabe ediert und einer wissenschaftlichen Analyse unterzogen. „Es ist auch ein zentrales Objekt der Landesausstellung 2020“, sagt Ko-Kuratorin Margarethe Lasinger, Chefdramaturgin der Festspiele. Die Schau wird im Salzburg Museum ausgerichtet. „Sie will aus unterschiedlichsten Perspektiven, im Dialog mit Künstlern, Publikum sowie Institutionen eine vielstimmige Erzählung über die Geschichte der Festspiele entwickeln.“

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