Was vom Bauhaus blieb

„Die konstruktive Form kennt kein Vaterland.“ Aktuelle Studentenarbeiten der Bauhaus-Universität Weimar.
„Die konstruktive Form kennt kein Vaterland.“ Aktuelle Studentenarbeiten der Bauhaus-Universität Weimar. (c) Martin Schutt / dpa / picturedes (Martin Schutt)
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Den Bauhäuslern erging es wie vielen Utopisten. Über dem Eifer, die Welt neu zu gestalten, übersahen sie, dass Menschen Gefühle haben. April vor 100 Jahren: Das Bauhaus wird gegründet. Wovon in diesen Jubeltagen nicht so gern geredet wird. Hinweise einer ehemaligen Bauhaus-Dozentin.

Elfenbeauftragte oder Neues Bauen? 2004 musste ich mich entscheiden. Eine Gastdozentur in der Hauptstadt von Island, wo die Bebauungspläne Rücksicht auf die Feenplätze nehmen. Oder die Morgenröte der Moderne. Es wurde schließlich ein Jahr Weimar. Meine Erwartungen waren nicht allzu hoch. Als ich jedoch einen Tag nach meiner Ankunft das helle Gebäude des Architekten Henry van de Velde, das nun die Bauhaus-Universität beherbergt, erstmals betrat, stand für einen Augenblick mein Atem still. Die Räume verströmten eine berückende Atmosphäre. Ich stand im lichtdurchfluteten Foyer, blickte in die Sonne und schloss die Augen.

Weimar 1904. Das neue Jahrhundert hatte eben begonnen. Ein belgischer Architekt stürmte Weimar. Harry Graf Kessler, Graf Werthern und Elisabeth Förster-Nietzsche hatten ihn nach Weimar berufen. Er sollte die in die kulturelle Bedeutungslosigkeit verfallene Stadt beleben. Henry van de Velde war besessen von der Idee des Gesamtkunstwerks, lüftete energisch die überladene Architektur des 19. Jahrhunderts und wollte vor dem Hintergrund der Reformbewegung eine neue Kunst erschaffen. Und eine neue Schule. Das Gebäude des neugegründeten Seminars baute van de Velde in unvergleichlicher Anmut eines geglätteten Jugendstils, der sich in lichter Klarheit und einem Hauch vegetabiler Formen zeigte. Das offene Vestibül, großzügige Vortragsräume und weite Erschließungsgänge schufen den perfekten Ort.

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