Salzburg feiert das 1:1 im hochklassigen und dramatischen Duell mit Rapid bereits wie das Meisterstück. Rapid lag bis zur 83. Minute in Führung.
In der EM-Arena zu Salzburg war so etwas wie Finalstimmung zu spüren, auf so einen Schlager der Liga haben die Fußball-Fans in Österreich seit Monaten gewartet. Salzburg gegen Rapid, das war ein echtes Endspiel und avancierte zum Pubikumsmagneten. 26.800 Zuschauer strömten nach Wals-Siezenheim, um das Duell der beiden Rivalen live zu sehen, damit konnten die Gastgeber neuen Rekord bei Meisterschaftsspielen vermelden. Knapp 2000 rollten aus Wien-Hütteldorf an, der Rest stimmte lautstark Gesänge für den schwer verletzten Tormann Eddie Gustafsson an. Der Salzburger Kapitän hat sich vor einer Woche das Schien- und Wadenbein gebrochen.
Gustafsson, einer der Lieblinge der Fans, schleppte sich auf Krücken ins Stadion. Die Zuneigungen waren Balsam auf seinen Wunden, die ihm der junge und ungestüme Lask-Stürmer Lukas Kargl zugefügt hatte. „Sieget für Eddie!“, hallte es immer wieder. Und in riesigen Lettern bekam die Mannschaft zu lesen: „Geht für uns und Eddie durchs Feuer und holt den Titel.“ Der schwedische Keeper selbst zeigte sich gerührt bis großzügig und vergab dem Linzer Youngster. „So etwas kann im Fußball passieren.“s
Afolabi und Hofmann trafen
Seine Mannschaftskameraden auf dem Rasen starteten wie aus der Pistole geschossen, liefen nicht nur wie aufgezogen, sondern sie versuchten auch ordentlich Dampf zu machen. Aber nach zehn Minuten hatte sich Rapid auf Salzburgs Tempo eingestellt. Damit war ein offener Schlagabtausch garantiert. Rein mathematisch gesehen bekamen die Fans bis zur Pause alle drei Minuten eine Torchance zu sehen. Janko, Tchoyi, Schiemer probierten es immer wieder für die Salzburger, bei Rapid agierte Kavlak extrem auffallend, aber er scheiterte wie Jelavic. Glück für die Gastgeber, dass Drazan einmal nur die Latte traf (18.), Schiedsrichter Einwaller eine elferreife Aktion an Jelavic (12.) als solche nicht erkannte. Dabei wurde der Kroate von Opdam klar sichtbar niedergerissen.
Auf den Tribünen brannten bengalische Feuer, außerhalb der Zuschauerräume hatten sie die Bezirkshauptmannschaft erlaubt. Der spielerische Funke flog auf dem Kunstrasen weiter munter hin und her, das hochklassige Match wurde zum Highlight.
In der 56. Minute folgte der Schock für Salzburg. Jelavic riss die rechte Flanke der Salzburger auf, mit seiner scharfen Hereingabe erwischte er die gesamte Abwehr des Meisters auf dem falschen Fuß und Steffen Hofmann war zur Stelle. Sein 17. Saisontor beendete Salzburgs Torsperre nach 429 Minuten.
Aber der Meister schlug zurück. nach einem weiten Einwurf schraubte sich Afolabi hoch, köpfelte zum Ausgleich ein (83.). „Wir werden Meister“, dröhnte es wie zum Hohn für die Rapidler. „Wir feiern die ganze Nacht!“ Das 1:1 nützt dem Rekordmeister nichts, der Rückstand beträgt vier Runden vor Schluss sechs Punkte.
(("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2010))