Triest: Neues vom Alten Hafen

„Waiting land“ Porto Vecchio, Triest: Eine kluge Erneuerung könnte ihn zum Alleinstellungsmerkmal machen.
„Waiting land“ Porto Vecchio, Triest: Eine kluge Erneuerung könnte ihn zum Alleinstellungsmerkmal machen. (c) neva gasparo
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Seit Jahrzehnten dämmert Triests Porto Vecchio vor sich hin. Nun ist eine Renaissance der einst bedeutenden Stadt in Sicht: Der Alte Hafen soll endlich transformiert und geöffnet werden – doch das Wie löst bei Fachleuten Kopfschütteln aus.

Liebhaber der mehr als 500 Jahre unter österreichisch-habsburgischer Herrschaft gestandenen Hafenstadt fragen sich seit Langem, warum man das fast 50 Hektar große Areal des Alten Hafens, den Porto Vecchio, so schändlich verkommen lässt. Seit dieser in den 1970ern weitgehend durch den nahe Muggia gelegenen Neuen Hafen ersetzt wurde, liegt der angeblich weltgrößte Komplex von Lagerhäusern, ein beeindruckend einheitlich gestaltetes Ensemble von vorwiegend vier- bis fünfgeschoßigen Speichern, brach. Über fast 20 Jahre wurden immer wieder Entwicklungspläne erarbeitet, bislang vergeblich. Nicht eine der Ideen wurde von den wechselnden Bürgermeistern aufgenommen, um die Arbeit der Transformation und Erneuerung dieses attraktiven Stadtraums am Wasser mit einem ganzheitlichen, in die Zukunft gerichteten Blick zu beginnen. Bis heute nimmt sich die Natur, was ihr schutzlos preisgegeben wird, schreitet der Verfall des zentrumsnahen Geländes fort. Renoviert wurden von dem, was zwischen 1881 und 1909 gebaut worden war, nur das „Magazzino 26“ für Ausstellungen und Kulturveranstaltungen, das hydrodynamische Kraftwerk, das die Kräne mit Wasserdruck antrieb, und ein Umspannwerk. Diese punktuellen Eingriffe zwischen halb verfallenen Bauten, die mit Stacheldraht umzäunt sind, weisen darauf hin, dass die Stadt kein umfassendes Entwicklungskonzept hat, obwohl 2017 in Rom Gelder als Anschubfinanzierung für die Infrastruktur lockergemacht wurden.

Seit Kurzem liegt ein schematischer Plan vor, der den Eindruck festigt, dass den Verantwortlichen gar nicht bewusst ist, wie komplex die Aufgabe einer erfolgreichen urbanen Entwicklung des Porto Vecchio ist und wie umfassend und interdisziplinär sie angegangen werden muss. An der als Vorbild geeigneten Entwicklungsstrategie der Hafencity Hamburg könnte der Bürgermeister Maß nehmen, doch wie man hört, ist er mehreren Einladungen zu einer Erkundungsreise bisher nicht gefolgt. Stattdessen beauftragte man eine international tätige Agentur für Unternehmensberatung mit einem sündteuren Funktionskonzept, von dem auch nicht mehr gesprochen wird, und legt nun ein von der Stadtplanung erstelltes Verkehrskonzept vor. Dieses sieht einen hypertrophen Kreisverkehr an der Via Miramare und einen Parkplatz am Ufer vor, von dem aus das Areal durch zwei Straßen erschlossen wird. In seiner Nähe soll ein Kongresszentrum entstehen und das Magazzino 26 zu einem Maritimen Museum umgebaut werden. Zwischen vielen Leerstellen an Speichern, für die noch keine Nutzung gefunden wurde, weist der Plan in Zentrumsnähe einige Bestandsbauten für Geschäfte aus, wohl in der Hoffnung, dass Investoren bei dieser lapidaren Information Schlange stehen werden. Das scheint so wenig gut überlegt wie der Plan, den Fischmarkt weitab vom Stadtzentrum einzurichten und die Mole 3 als Terminal für Kreuzfahrtschiffe auszubauen. Gerüchten zufolge soll Kempinski schon abgewunken haben, in ihrer Nähe ein Fünfsternehotel einzurichten.

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