Gastkommentar

Ein Lehrstück, wie man mit radikalen Rechten nicht redet

Die Diskussionsrunde im "Talk im Hangar 7" auf ServusTV vom 4. April.
Die Diskussionsrunde im "Talk im Hangar 7" auf ServusTV vom 4. April. Screenshot
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Warum der rechtsradikale Verleger Götz Kubitschek in Österreich allen Grund hatte, die Unwahrheit zu sagen.

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Vergangene Woche hatte der rechtsradikale Verleger Götz Kubitschek seinen ersten großen Fernsehauftritt bei Servus TV, der mittlerweile auch in Deutschland bemerkt wurde. Zum Verlauf der Sendung hat Anne-Catherine Simon in dieser Zeitung alles Notwendige gesagt. Ein Desaster und eine Lehrstunde darüber, wie man nicht mit Rechten redet.

Warum dann noch ein Nachtrag? Vergegenwärtigen wir uns das Ende der Show: Medienwissenschaftler Fritz Hausjell versucht Kubitschek mit einem Zitat zu konfrontieren, das ihn als Rassisten bloßstellen soll. Das wirkt von Anfang an unsouverän: Hausjell blättert ewig in seinen Papieren, endlich kommt das Zitat, Kubitschek kontert direkt: „Nein, hab ich nie geäußert . . . Ausgeschlossen. Also ausgeschlossen, ausgeschlossen, kann ich Ihnen gleich sagen.“

Hausjell studiert wieder seine Blättersammlung, Moderator Fleischhacker wendet sich an die konfuse Philosophin Elsbeth Wallnöfer, um das Gespräch weiter zu verwirren. Als Kubitschek sein majestätisches Schlusswort spricht, erlaubt sich Hausjell, abermals dazwischenzumeckern. „Wühlen Sie bitte in Ihren Unterlagen, wo das Zitat von mir ist“, schnauzt Kubitschek. „Sie kriegen 100 Euro von mir, wenn klar ist, dass dieses Zitat von mir ist . . . Das ist nämlich ne ganz billige Unterstellung. Das war jetzt wirklich die letzte Patrone, wir sehen sie taumeln, sie fällt hier zu Boden, sie hat mich nicht getroffen.“ Die Sendung ist beendet.

Autor Niklas Weber.
Autor Niklas Weber. [privat]

Doch Kubitschek hat nicht die Wahrheit gesagt. Das Zitat ist von ihm und stammt aus dem Gesprächsband „Tristesse Droite“, den er 2015 selbst herausgegeben hat. Und Kubitschek, in der Sendung als „Rechtskonservativer“ geadelt, hat allen Grund dazu, es abzustreiten: „(Erik) Lehnert: Was waren die Big Five der Schuldideologie? Kolonialismus, Antisemitismus, hat doch unser südafrikanischer Freund mal Vorträge drüber gehalten.“ Kubitschek: „Ja, der hat den Niedergang eines absolut wehrbereiten, bis an die Zähne bewaffneten Volkes live miterlebt. Das alles in der Hand hatte. Das alles hätte niederkartätschen können, was da irgendwie hochkommt. Und er hat gesagt, den Weißen ist das Mark aus dem Rücken gesaugt worden durch die Menschenrechts- und Alle-Menschen-sind-gleich-Ideologie. Im Vergleich dazu sind unsere Grundvoraussetzungen beschissen. Also im Vergleich dazu, was die da unten in Südafrika mal in der Hand hatten.“

Kubitschek identifiziert sich mit den „Weißen“. Das ist kein „Ethnopluralismus“, das ist plumper Rassismus. Hausjell hat die Stelle mit dem „Niederkartätschen“ zitiert – nicht aus dem Original, sondern aus der Zeitung, daher war er leicht aus dem Konzept zu bringen. Der Identitäre Martin Lichtmesz bemerkte vielleicht, dass sein Chef im Siegesrausch zu weit gegangen war, und behauptete auf Twitter, die Passage sei eine Paraphrase aus Jean Raspails Roman „Das Heerlager der Heiligen“. Auch das ist falsch. Kubitschek beschreibt die historische Situation der Apartheid, die sein „südafrikanischer Freund“ „live miterlebt“ hat. Insofern ist es nicht einmal eine Paraphrase; er sagt es selbst. Es sind Worte, die man nicht vergisst.

Rechte wollen unbedingt, dass man mit ihnen spricht. Man kann es lassen, man kann es auch machen – aber dann sollte man sich vorbereiten, seine Zitate im Griff haben und sich dessen bewusst sein, dass die Rechten jedes Gespräch als Bühne nutzen. Und man erwarte nicht, dass sie sich an Spielregeln halten, aufrichtig sind und zu den eigenen Worten stehen. Der Primat der Taktik legitimiert jede Sauerei. Denn, so möchte man den Opportunisten, den Fleischhackers, den Broders und den Heinzlmaiers zurufen, in Wahrheit verachten sie euch, sie verachten uns alle.

Niklas Weber hat Geschichte studiert und promoviert in Berlin.

E-Mails: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2019)

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