Legionellen mögen keine Konkurrenz

Symbionten rauben den Erregern die Nährstoffe.

Legionella pneumophila ist ein stäbchenförmiges Bakterium, das beim Menschen die namensgebende Legionärskrankheit auslöst – eine atypische Lungenentzündung, die für gesunde Menschen meist harmlos verläuft. Bei geschwächtem Immunsystem kann sie aber auch lebensbedrohlich werden: 2017 starben zehn Infizierte in Österreich, bei insgesamt 228 registrierten Fällen. Ihren natürlichen Lebensraum haben die Bakterien allerdings nicht im Menschen. Sie leben in Sedimenten von Seen oder Flüssen, wo sie eine bestimmte Gruppe von Einzellern, nämlich Amöben, befallen, um sich zu vermehren. Wie gut ihnen das gelingt, hängt davon ab, ob sie in den Einzellern allein sind, haben Wissenschaftler der Uni Wien nun in einer neuen Studie (mBio, 14. 5.) herausgefunden.

Sieg der Nützlinge

Amöben beherbergen häufig nützliche Bakterien, sogenannte Endosymbionten, in ihren Zellen. Das Forscherteam um Matthias Horn vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft konnte zeigen, dass die Krankheitserreger mit den Symbionten der Amöben um Nährstoffe konkurrieren und bei diesem Wettstreit schlechter abschneiden als die nützlichen Mikroben. „Jene Legionellen, die sich vorher in Amöben mit Endosymbionten vermehrt hatten, waren deutlich weniger infektiös, konnten also weit weniger effizient neue Amöben attackieren“, berichtet Lena König, Doktorandin in Horns Labor.

Um die molekularen Ursachen für den schlechten Allgemeinzustand der Legionellen in Gesellschaft von Symbionten zu ergründen, untersuchte die Wissenschaftlerin die Genaktivität beider Bakterienarten. Das Ergebnis: Der Nährstoffmangel führt dazu, dass die Legionellen wichtige Faktoren für die Infektion von Amöben – und auch von Menschen – nicht mehr produzieren können und unbeweglich werden. (däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2019)

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