UV-Schutz und Arzneien aus Holzreststoffen

TU Wien eröffnete neue Bioraffinerie-Pilotanlage.

Die Technische Uni (TU) Wien hat am Donnerstag eine Pilotanlage eröffnet, mit der sich bei hohem Druck und bei hoher Temperatur verschiedene Substanzen aus biologischem Material extrahieren lassen. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Entwicklung von Bioraffinerien. Damit will man Reststoffe nutzbar machen, die bisher weggeworfen oder thermisch verwertet wurden. Künftig soll es möglich sein, aus Stroh, Holzabfällen, Strauchschnitt, Bioabfällen und anderem biologischen Material eine ganze Palette wertvoller Produktsubstanzen zu erzeugen.

Erhitzen, spalten, recyceln

Die Verwertung holziger Reststoffe ist eine besondere Herausforderung. Diese enthalten sogenannte Lignocellulose, die nur bei höheren Temperaturen abgebaut werden kann. Die neue Bioraffinerie-Pilotanlage der TU wurde speziell dafür entwickelt. Bei einem Druck von bis zu 30 bar und Temperaturen von bis zu 250 Grad Celsius kann die Lignocellulose in ihre Hauptkomponenten – Cellulose, Hemicellulose und Lignin – aufgespalten werden.

Damit liefern holzige Reststoffe wertvolle nachhaltige Produkte. So kann Lignin etwa in einem von der TU Wien patentierten Prozess in Nanolignin-Partikel umgewandelt werden, die als UV-Schutz in Sonnencremes, in Lacken oder in Verpackungen verwenden werden. Aus Hemicellulose – einem Gemisch verschiedener Zuckermoleküle – ist es möglich, Zuckerersatzstoffe wie Xylitol und Erythritol herzustellen. Auch für die Gewinnung von pharmakologischen Substanzen wird die Hemicellulose genutzt. In der Wiener Pilotanlage untersuchen nun die TU-Forscher, wie man Parameter wie Druck, Temperatur, Lösungsmittel und Zeit am besten kombinieren kann, um die gewünschten Stoffe zu extrahieren. (APA/cog)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2019)

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