„Jesus-Nachfolge, bunt wie diese Schuhe“

Jeden Sonntag ein anderes Paar geborgte Sneakers: Wolfgang Kimmel, Jahrgang 1968, einst Sprecher von LIF-Chefin Heide Schmidt und Journalist bei „Profil“ (bis 2004) ist seit 2012 Pfarrer in Dornbach.
Jeden Sonntag ein anderes Paar geborgte Sneakers: Wolfgang Kimmel, Jahrgang 1968, einst Sprecher von LIF-Chefin Heide Schmidt und Journalist bei „Profil“ (bis 2004) ist seit 2012 Pfarrer in Dornbach.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der ehemalige Journalist und Wiener Priester Wolfgang Kimmel will sich nicht damit abfinden, dass nur fünf Prozent der Katholiken zur Sonntagsmesse kommen, während 95 Prozent einfach ausspannen, sporteln oder Zeitung lesen.

Es hat Zeiten gegeben, da hat es keine „Presse am Sonntag“ gegeben. Dafür war „Die Presse“ viel bürgerlicher, viel seriöser – viel katholischer. Überhaupt hat es Zeiten gegeben, da sind die „Presse“-Leser noch (überwiegend) in die Kirche gegangen. Heute gibt es zum Kirchgang u. a. die Alternative, die „PamS“ zu lesen. Ich gehe am Sonntag in die Kirche. Berufsbedingt. Ich bin Pfarrer in Dornbach, einer Wiener Stadtrandgemeinde. Fast idyllisch: Zum Kirtag versammeln sich Kinder, Junge, Alte zur Messe und erfreuen sich nachher an Würstel und Gemischtem Satz. Bei der Erstkommunion ist die Kirche zum Bersten voll. Die Anschaffung neuer Glocken war binnen vier Monaten ausfinanziert. Doch die Statistik ernüchtert: Nur knapp fünf Prozent der (kirchenbeitragszahlenden) Katholiken meiner Pfarrgemeinde gehen regelmäßig in unsere Sonntagsgottesdienste. Im Wien-Vergleich ein ziemlich guter Wert.

Am Sonntag, wenn ich frühmorgens meinen Kaffee trinke, denke ich oft an die 95 Prozent, die auch heute nicht in die Messe kommen werden. Nach sieben Jahren als Pfarrer kenne ich viele solcher Katholiken: von Taufen her und Firmungen, Begräbnissen oder anderen geselligen Anlässen. Sympathische Menschen, gute Eltern trotz Doppelbelastung in Familie und Beruf, gescheite Kinder, engagierte Jugendliche. Bildungsschicht. Kulturbürgerlich.


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