Pizzicato

Fehlentscheidung

Nur noch wenige Tage, dann kann darüber sinniert werden, wie anders es für die Sozialdemokratie hätte laufen können, wenn Bruno Kreisky 1982 das getan hätte, was er dann unterließ.

Der schwerkranke „Alte“ wollte alles hinwerfen, weil er fürchtete, Hannes Androsch könnte doch noch politisch „auferstehen“. Am 25. November 1982 hat Kreisky handschriftlich einen Brief an Karl Blecha entworfen, den er dann nicht abgeschickt, aber dafür gesorgt hat, dass er heute gut einsichtig im Kreisky-Archiv liegt:

„Lieber Freund, in mein Büro zurückgekehrt, erfahre ich, dass eine Publikation in London (,Economist‘) Spekulationen über die Nachfolge anstellt. Dabei wird die Meinung vertreten, dass A. kommen wird resp. kommen muß. Im Lichte der heutigen Sitzung des P.V. (Parteivorstands, Anm.) schlage ich vor, dass ich ab 1. 1. mich zurückziehe und dem P.V. die Möglichkeit biete, noch in seiner nächsten Sitzung die Frage der Nachfolge in aller Ruhe zu diskutieren. Mir ist es in dieser Lage, die, wie ich glaube, keinen Aufschub zulässt, sehr ernst. Darf ich Dich daher bitten, das Notwendige zu veranlassen. In großer Verbundenheit, Dein Bruno Kreisky.“

Er tat es dann doch nicht. Von den Ärzten erzwang er ein falsches Gesundheitsattest. So nahm also die Kampagne 1983, seine letzte, ihren Lauf. Die „Absolute“ war dahin. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

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