Morgenglosse

Trump, Bolsonaro, Erdogan: Die Stunde der Populisten

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UN-GENERAL ASSEMBLY-DIPLOMACYAPA/AFP/JOHANNES EISELE
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Die UNO-Generalversammlung in New York gibt Politikern eine Bühne, die sich nicht um die Ziele und Werte der Vereinten Nationen scheren.

Die UNO-Vollversammlung hat schon viele denkwürdige Momente erlebt. Den sowjetischen Regierungschef Nikita Chruschtschow, der angeblich mit seinem Schuh auf den Tisch einschlug. Den kubanischen Staatschef Fidel Castro, der die vorgegebene Redezeit von 15 Minuten um ganze vier Stunden und 14 Minuten überschritt. Den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez, der noch am Rednerpult den „Schwefel“ von „Teufel“ George W. Bush zu riechen glaubte. Libyens Staatschef Muammar Gaddafi, der 2009 in einer anderthalbstündigen Wutrede die UNO-Charta zerriss und sich vor den versammelten Delegierten lauthals über seinen Jetlag beklagte.

Es ist bezeichnend, dass es eher unterhaltsame Episoden als große Entscheidungen sind, die an die jährlichen Treffen der globalen Polit-Elite am Amtssitz der Vereinten Nationen in New York erinnern. Zwar geht es dort regelmäßig um die größten Krisen der Welt, auch in diesem Jahr: die Krise am Golf und das in Scherben liegende Atomabkommen mit dem Iran stehen ganz oben auf der Agenda, ebenso wohl die verzwickte Lage in der Ostukraine und andere Dauerthemen wie Syrien, Libyen, Afghanistan. Und die wirklich wichtigen Treffen spielen sich nicht am Rednerpult des großen Versammlungssaals, sondern hinter den Kulissen ab. Aber echte Lösungen hat es bei diesem Schaulaufen der Großen selten gegeben.

Stattdessen produzieren sich diesmal wieder Politiker auf der Bühne der Weltgemeinschaft, die sich nicht um die Ziele und Werte der Vereinten Nationen scheren. Autokraten, Populisten und andere Selbstdarsteller. Allein am Dienstag sprachen Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro, Donald Trump, Ägyptens Machthaber Abdel Fatah al-Sisi und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Auch der britische Brexit-König Boris Johnson. Trump ließ keine Zweifel daran, wo seine Prioritäten liegen: „Die Zukunft gehört nicht den Globalisten, sie gehört den Patrioten.“

Der deutsche Außenminister Heiko Maas hat angekündigt, beim diesjährigen UNO-Treffen eine „Allianz für den Multilateralismus“ anstoßen zu wollen. Das allein zeigt, wie sehr die internationale Zusammenarbeit und die UNO in der Krise stecken. Wer, wenn nicht die Vereinten Nationen, ist denn so eine Allianz?

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