Gastkommentar

I Will Like the Trees Again!

(c) Peter Kufner
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For Forest. Leonardo DiCaprio hat das Klagenfurter Stadionwäldchen im Netz geteilt. Jetzt schreibt er Kärntens Landeshauptmann, Pete Ceasar.

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Größte Kunstinstallation Österreichs im öffentlichen Raum und Rettung des Planeten oder Hochstaplerstück und Hausfriedensbruch? Berührendes Klimaschutzprojekt oder ein lukratives (Gegen-)Geschäft für Baukonzern und Immobilienhai? Die Betreiber von „For Forest“ – dem Aufstellen von 299 Bäumen im Klagenfurter Stadion mit 32.000 Plätzen –, ein Schweizer Kulturlobbyist und Kunstnetzwerker, ein Kärntner Immobilienmulti – massiv bis zähnefletschend unterstützt von Politik und Medien –, hofften auf Millionen Zuschauer aus der ganzen Welt. Berichtet wird nun immerhin von Tausenden (Gratis-)Besuchern täglich, vor allem Schulklassen oder auch – dem eifrigen Bildungsdirektor sei Dank! – kompletten Gymnasien!

Zu sehen sind auf Fotos und Clips aber doch immer nur leere Tribünen rund um ein aufgestelltes Wäldchen aus herangekarrten Bäumchen, in das manche unbelehrbare Spaßvögel pinkeln gehen. Und das trotz der brennenden Wälder im Amazonasgebiet. AS Roma und Mönchengladbach, die die Tribünen demnächst auch in der Realität gefüllt hätten, können hier nicht spielen, denn – Zitat „Bild“ – hier hat der Platzwart gepennt!
Nach monatelanger erregter Debatte ist das Match jetzt aber entschieden! Der Höchstrichter der Welt hat gesprochen! Hollywood-Headreferee Leonardo DiCaprio hat ein letztinstanzliches Urteil gefällt! Er hat Fotos von „For Forest“ auf Instagram gepostet – und alle (Betreiber) sind selig! Jetzt sind alle Medien bestätigt, auch der Baukonzern, es sei denn, Donald Trump liket es auch noch. Jetzt muss kein Mensch mehr ins Stadion kommen: Oh Herr, wir waren würdig, du hast uns geliket! Jetzt ist unsere Seele gesund!

Carinthian Governor Pete Ceasar hat Captain Leo in souveränem Englisch binnen einer Stunde hochoffiziell nach Kärnten eingeladen, das Stadion persönlich zu besichtigen. Seither wartet ganz Carinthia gebannt auf Antwort. Kommt er? Und bringt er seine 700.000 Liker und 35 Millionen Follower mit, die die Klagenfurter Hotelbetten auf Jahrzehnte hinaus füllen?

Mir liegt die Antwort bereits – top secret! – vor, und ich will das Geheimnis lüften:
Dear Ceasar, nice guy, this is Leo speaking! Well, listen man, cool pics, funny! Strange! Now tell me: If I come, will I see more than I see on the pics? And can I collect mushrooms? I'm loving it! Listen, man: Pushing a button on the phone is less work than taking a plane. Well, we'll see! By the way: Where is Carinthia exactly? Brazil? Manaus? No? Near Amazonas, right? Terrible pics right now! It's a shame! I've heard, at the end of the show your will burn down the wood in the stadium for giving a sign to the world, just like Hollywood uses to do? Fake news? Right? No?
Look: I'm for environmental protection, I do not want to take a plane on my own just for watching woody woodpecker in Klagenfurt. Listen Pete, take your stadium with the trees in it, put it in the plane and bring it here! At least the trees! I will like them again!

Egyd Gstättner (*1962) ist Schriftsteller, soeben erschienen im Picus Verlag: „Mein Leben als Hofnarr“.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

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