Am Herd

Neu Ordnung

Da geht man einmal ins Kinderzimmer, um den Salzstreuer zu suchen, und kommt mit einem Dutzend Schüsseln, Gläsern und einem Schneebesen wieder zurück. Und mit dem Salzstreuer, natürlich.

Neulich holte ich ein Latella-Packerl aus dem Kinderzimmer. Latella Mango, um genau zu sein. Es stand dort schon seit Tagen, fast leer, aber immer noch voll genug, um zu schimmeln, das heißt: Ich nehme an, dass da Schimmel war, es war früh morgens und mein Magen noch zu empfindlich, um nachzuschauen. Ich warf das Packerl ungeöffnet in den Müll.

Nein, ich verrate hier nicht, welche meiner Töchter das verbrochen hat.

Ebenfalls neulich buk eine der beiden zum Sonntagsfrühstück Waffeln. Sehr gute übrigens. Wir saßen in der Küche, alle waren ausgeschlafen, gut gelaunt und hungrig, es war ein kleines Fest. Doch dann flog die Jugend aus, auf dem Küchentisch pickten roher Teig und Schokosauce, dezent vermischt mit Eierschalen, und das Waffeleisen stand verdreckt daneben.

Den Mist hat natürlich auch keiner hinuntergebracht.


Brennpunkt Badezimmer. Auch den Namen dieses Übeltäters werde ich nicht enthüllen, genauso wenig, wie ich hier verrate – um jetzt vom Brennpunkt Küche zum Brennpunkt Badezimmer zu wechseln –, welche Tochter Handtücher hortet. Jedes Mal, wenn sie duscht, reißt sie ein neues aus der Kommode und verschleppt es in ihr Hochbett, wo sie offenbar eine Art Höhle baut. Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um das zu ändern, ich habe geschimpft, gedroht, den Klimawandel ins Treffen geführt – und lediglich erreicht, dass jetzt einmal in der Woche eine Maschinenladung quasi frischer Handtücher im Wäschekorb landet.

Im Übrigen habe ich die Kinder im Verdacht, manchmal kaum getragene Pullis und Hosen in die Wäsche zu geben, weil sie zu bequem sind, sie in den Schrank zu räumen.

Teenagergehirne. Als wäre das nicht genug: Da geht man einmal ins Kinderzimmer, um den Salzstreuer zu suchen, der dort eine Art Stammplatz hat – und kommt mit einem Dutzend Schüsseln, fünf Gläsern, zehn Messern und einem Schneebesen (!) wieder zurück. Und mit dem Salzstreuer, natürlich. Wobei ich ja geneigt wäre, im Sinne eines Experiments einfach alles dort stehen zu lassen, um zu ergründen: Wo ist die Grenze, ab der ein Teenagergehirn so etwas wie Chaos registriert? Ab wann schlägt sich die Wahrnehmung von Chaos in Aktion nieder? Doch mein Mann will nicht riskieren, dass die Kinder von Geschirrbergen erschlagen werden. Oder dass ein alter Smoothie explodiert. Oder dort psychotrope Pilze wachsen.

Ich finde, er ist zu gutmütig.

bettina.eibel-steiner@diepresse.com

diepresse.com/amherd

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2019)

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