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Die schöne Schwester Tod

Mitten hinein in den Kreuzzug: Franz von Assisi im ägyptischen Damiette anno 1219.

Das schreibt Bonaventura, und noch Jahrhunderte später muss man schmunzeln: Der ägyptische Sultan – Malik al-Kamil, Saladins Neffe – habe den Vorschlag des Franziskus von Assisi abgelehnt, gemeinsam mit islamischen Hoftheologen durch Feuer zu gehen, um zu prüfen, wer denn nun den rechten Glauben habe: „Denn er hatte bemerkt“, so Bonaventura, „wie sich einer von seinen Priestern, ein Mann von hohem Ansehen und Alter, bei diesen Worten des Heiligen aus dem Blickfeld entfernte.“

Dieser Tage jährt sich zum 800. Mal, dass ein kleiner, magerer Mann, dessen Namen der aktuelle Papst trägt, sich mitten hinein in den Kreuzzug begab. Die christlichen Heere belagerten die Hafenstadt Damiette, der kirchliche Oberbefehlshaber Kardinal Pelagius weigerte sich, ein Friedensangebot anzunehmen, das auch die Übergabe von Jerusalem beinhaltet hätte. Kämpfen um jeden Preis! Überlieferungen zufolge versuchte Franziskus, die durchs Warten, das Wüstenklima und eine Kette von Misserfolgen frustrierten Krieger von einer Schlacht abzuhalten – und ging unter Lebensgefahr über die Frontlinien, um mit dem Sultan zu sprechen. Es ist durchaus möglich, dass er das Martyrium wollte, immerhin schafften es wenige Jahre später fünf seiner Ordensbrüder, sich nach ausführlichen Schmähungen des Propheten in Marokko selbst ans Messer zu liefern: Gruselig, wie sich religiöser Fanatismus durch die Jahrhunderte zieht!

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