Quergeschrieben

Osteuropa verdient Wertschätzung statt moralischer Ermahnungen

Nach der „Samtenen Revolution“ folgte in der Tschechoslowakei rasch die Enttäuschung. Bis heute fühlt man sich nicht wertgeschätzt.

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Vor dreißig Jahren brach nach dem Fall der Mauer in der DDR auch in der benachbarten Tschechoslowakei die kommunistische Diktatur in sich zusammen. Der 17. November 1989 ging als die „Samtene Revolution“ in die Geschichtsbücher ein. Doch gewaltfrei war sie nur auf Seiten der nach Freiheit und Demokratie verlangenden Bürger. Das Regime selbst ging in der Endphase seines Bestehens äußerst rigide gegen die Freiheitsbestrebungen vor. Schon seit Jahresbeginn flammten immer wieder Proteste auf, jener denkwürdige in Prag wurde brutal mit Knüppeln und Verhaftungen beendet. Empörung und Wut waren so groß, dass das Regime letztlich resignierte. Ein langer Leidensweg ging zu Ende.

In Prag befindet sich heute, 30 Jahre nach dem 17.November, der seither als Nationalfeiertag begangen wird, ein sehenswertes „Museum des Kommunismus“. Im Eingangsbereich prangt ein riesiger roter Stern, darunter eine Statue von Karl Marx. „Traum – Realität – Albtraum“ steht in großen Lettern, als eine Beschreibung der kommunistischen Ideologie. Eindrucksvoll wird in der Ausstellung dargelegt, in welch mannigfacher Weise das kommunistische System in der CSSR die Menschen manipulierte, kontrollierte und drangsalierte: Etwa durch die Erziehung oder die Schule, wo Kindern mittels Katastrophenübungen Angst vor einem Atomschlag oder Giftgasangriff des „Westens“ eingeflößt wurde. Hoch über Prag errichtete man eine riesige Stalin-Statue, die, als sich das Blatt wendete, 1962 gesprengt wurde. Ein ausgeklügeltes System an Abhörmaßnahmen und Spitzeln, Geheimpolizei und Volksmilizen, einer politischen Abteilung des Militärs, übten beständig Terror auf die eigene Bevölkerung aus.

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