Kolumne zum Tag

Warum wir den Alkohol den Arabern zu verdanken haben

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So manches Wort, das wir verwenden, hat Wurzeln im Arabischen, von denen wir nichts ahnen.

Dass das Öl für Benzin unter anderem aus dem Nahen Osten kommt, ist bekannt. Dass aber auch das Wort Benzin arabische Wurzeln hat, ist nicht ganz so geläufig. Kein Wunder, hat es doch auf dem Weg in unseren Sprachgebrauch einen ziemlichen Wandel hingelegt. „Lubān gāwī“ stand einst im Arabischen für „Weihrauch aus Java“. Dieses Baumharz kam, so wie die Bezeichnung dafür, als Handelsware aus dem heutigen Indonesien nach Europa. Und weil katalanische Händler in der ersten Silbe den Artikel „lo“ zu hören glaubten, ließen sie sie weg. So wurde „Benjuí“ daraus, das im Französischen zu „Benzoin“ und in der latinisierten Fachsprache schließlich zu „Benzoe“ wurde. Im 19. Jahrhundert wurde ein flüssiger Kohlenwasserstoff, der durch Destillation von Benzoesäure, einem Bestandteil des Benzoeharzes, gewonnen wurde, Benzin genannt. Dieser Begriff wurde dann auch für das flüssige Kohlenwasserstoffgemisch aus Erdöl verwendet, das etwa als Treibstoff in Motoren eingesetzt wird.

Naheliegender ist ein weiterer Begriff mit arabischen Wurzeln, den man vermutlich auch nicht in dieser Region verorten würde: Alkohol. So stand „kuhl“ einst für ein fein pulverisiertes kosmetisches Färbemittel – und „al“ war der dazu passende arabische Artikel. Erneut über das heutige Spanien kommt der Begriff in Europa an, landet bei den Alchemisten und wird schließlich als „alcohol vini“ zur „Essenz des Weines“, womit wir im Grunde schon bei der heutigen Bedeutung gelandet sind. Doch damit nicht genug – auch der Kaffee hat arabische Wurzeln. Denn das türkische „kahve“ beruht auf dem arabischen „qahwa“ – im Altarabischen das Wort für Wein. Nur kam es im Lauf der Zeit zu einem Bedeutungswandel, möglicherweise durch Mohammeds Verbot von Alkohol. „In coffea veritas“ sagt allerdings kein Mensch. Aber das ist eine andere Geschichte . . .

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2019)

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