Politischer Schriftsteller wider Willen. Peter Handke in seinem Haus in Chaville.

Vor der Nobelpreisverleihung: Handke-Lektüre für Handke-Gegner

Mit der Anti-Handke-Allianz wollte sich kaum jemand öffentlich anlegen – auch weil sich darunter nur wenige Handke-Leser finden, das macht eine argumentative Auseinandersetzung so schwer. Diesen Gegnern seien die Bände über „Handke als Leser“ und als Übersetzer ans Herz gelegt.

Eine der absurdesten Reaktionen in der an Absurditäten nicht armen Erregungsspirale rund um den Literaturnobelpreis für Peter Handke war die Berichterstattung über den Auftritt der Journalisten in Griffen Mitte Oktober, die ihn, statt ihm zu gratulieren, mit dem Fauxpas eines jungen Kollegen konfrontierten. Ein solcher war die Verwechslung der Textsorte Dankesrede mit einer Anklageschrift gegen Handke. Fast alle Medien und quasi die gesamte Armada der Online-Stammtische machten sich über Handkes Ausruf lustig, er sei ein Schriftsteller und komme von Homer und Cervantes her. Was die Bilder dazu zeigten, war weniger Zorn, der Handke im ungeschützten Umgang mit der medialen Öffentlichkeit tatsächlich leicht befällt, als Entsetzen.

Wenn das mit Homer und Cervantes je für einen Autor galt, dann für Handke, und es betrifft sein gesamtes Schreibprojekt, das 1966 mit dem Roman „Die Hornissen“ begann, seither nicht mehr abriss und in der Werkausgabe von 2018 auf 11.424 Seiten angewachsen ist. Worüber aktuell geredet beziehungsweise (ab)geurteilt wird, sind etwa 500 davon; und bei denen wird weniger darüber verhandelt, was tatsächlich geschrieben steht, als darüber, was aus dem Zusammenhang gerissen, fehlinterpretiert und zu zum Teil erlogenen, zum Teil verfälschenden Satzbausteinen zusammengeschmolzen und von PC zu PC weitergeschleudert wird.

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