Mein Samstag

Stockerlplatz für die Tanne

Wann schmückt man den Christbaum wieder ab?
Wann schmückt man den Christbaum wieder ab? REUTERS
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Woran man merkt, dass bald Weihnachten ist? Man hat, noch mehr als sonst, ungewöhnliche Begegnungen.

In einer Buchhandlung etwa schreckte uns konzentrierte Buchsucher ein Mann mit der in den Raum geschrienen Botschaft auf: „Und deshalb habt ihr alle kein Geld!“ Im 13A kamen neben mir eine Dame und ein Herr über ihren riesigen Einkaufstaschen ins Gespräch über die Tatsache, dass „nach Weihnachten die meisten Scheidungen eingereicht werden“, was, man war sich einig, nur allzu nachvollziehbar sei.

Bei so vielen good vibes kommt man richtig in Stimmung, nicht wahr? Wir hatten unser Weihnachtsdrama übrigens schon: Am Weg zum Eislaufen ist dem Kind und mir bei einem Christbaum-Verkäufer derselbe Baum ins Auge gesprungen: Nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu dicht, nicht zu kahl. Wortlos wussten wir beide: Der ist es. Nach drei Stunden am Eislaufplatz mussten wir bestürzt feststellen, dass uns eine Frau ebendiesen Wunderbaum buchstäblich vor der Nase weggekauft hat. Nun haben wir schweren Herzens also nur den zweitbesten Baum zu Hause. Überhaupt die Christbäume. Da gibt es viele emotionale Fragen: Echte Kerzen oder LED? (Echte natürlich). Soll er besonders prunkvoller sein oder ein Mitleidskauf? Mir war es als Kind immer ein großes Anliegen, einen windschiefen aufzuspüren, um ihn vor dem Schicksal zu bewahren, übrig zu bleiben. Die Oma wiederum hat, sparsam wie sie war, immer einen ganz kleinen gekauft, den sie auf ein Stockerl gestellt hat. Dadurch sollte der Baum größer wirken, sah aber natürlich aus wie ein kleiner Baum, der auf einem Stockerl steht. Eine weitere Glaubensfrage: Wann schmückt man den Christbaum wieder ab? (Sagt man das so?) Noch vor dem neuen Jahr (wie ich finde), am 6. Jänner oder später? Ähnlich umstritten auch die Frage, wie man ihn aus der Wohnung schafft. Die einen zersägen ihn. Die anderen schleifen ihn durch die Wohnung hinaus. Ein Meer aus Nadeln hinterlässt er so oder so. Aber an all das Mühsame wollen wir jetzt noch nicht denken. Jetzt feiern wir einmal Weihnachten. In diesem Sinne: Besinnliche Feiertage!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2019)

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