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Der vergessene Held: Trauer um Edi Krieger

Edi Krieger klärt mit Torwart Friedrich Koncilia vor Paolo Rossi (Italien) bei der WM 1978 in Argentinien.
Edi Krieger klärt mit Torwart Friedrich Koncilia vor Paolo Rossi (Italien) bei der WM 1978 in Argentinien.imago images / Sven Simon
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Nicht jeder Cordoba-Spieler ist in Österreich als Heroe erinnerlich, nicht jeder Karriere folgt ein Happy End. Am Freitag verstarb Edi Krieger im Alter von 73 Jahren.

Wien. Nicht jeder Fototermin war ihm recht, berichtete manch Wegbegleiter über Edi Krieger. Der Wiener kam dann spät oder gar nicht. Oft wurde er zuletzt gesehen am Flohmarkt, soll allerlei Utensilien und Andenken verkauft haben. Aber so ganz genau weiß man das nicht von einem, der einst dabei war, als Österreichs Fußball seine Cordoba-Sternstunde mit dem 3:2 gegen Deutschland bei der WM 1978 in Argentinien gefeiert hat. Aber auch das soll zu ihm gepasst haben.
Laut übereinstimmenden Medienberichten ist Krieger wenige Tage nach seinem 73. Geburtstag nach langer Krankheit in Wien verstorben.

Mit Ernst Happel erfolgreich

Erfolgreich war Krieger auch auf Klubebene. Mit Austria (entdeckt von Pepi Argauer) gewann er zwei Meistertitel (1969, 1970) und auch zweimal den Cup (1971, 1974). Im Ausland eroberte er in Diensten des FC Brügge unter Trainer Ernst Happel von 1976 bis 1978 dreimal die belgische Meisterschaft. Noch imposanter waren gleich zwei Einzüge in Europacup-Finali. Im Uefa-Cup 1976 zog man jedoch mit einem 2:3 und 1:1 genauso gegen Liverpool den Kürzeren wie 1978 in London gegen die „Reds“ im Meistercup-Endspiel (0:1). Die Fußballkarriere startete der Simmeringer auf der „Had“, beim SC. Aber wenn es um Klub- und Farbentreue ging, gab es für Krieger immer nur Violett.

Nach einem Gastspiel in den Niederlanden (Venlo, 1979) kehrte er in die Heimat zurück. Es blieb aber ruhig um ihn. Krieger verschwand nach dem Karriereende (1983, Lask) von der Bildfläche. Er war Kellner in einem Wirtshaus eines Freundes, träumte vom Idyll des eigenen Cafés.
Die „Cordoba-Glorie“ – der Abwehrspieler spielte durch, bestritt 25 Länderspiele – ging an ihm vorüber. Weil er es so wollte und weder wie Krankl, Prohaska, Hickersberger noch Schachner in ein Kolumnen-Kasterl passte und letzten Endes auch kein Trainer (Ausbildung mit Lizenz nie abgeschlossen, trotzdem Meister mit Unterliga-Klubs Ajax oder Victoria) war/sein wollte.

Das Kaffeehaus war sein Traum, der aber platzte. Er wurde Opfer von Fehlspekulationen an der Börse und musste Konkurs anmelden. Es folgten Jahre als Obst- und Gemüse-Händler auf dem Viktor-Adler-Markt. Auch als Busfahrer war er unterwegs, um sich über Wasser zu halten.
Gerne werden die Fußballer, die bei der WM 1978 (Platz 7) dabei waren, als „Helden“ gefeiert, auch 41 Jahre später noch in absoluter Verklärung verehrt. Es gibt aber auch echte, tragische Figuren darunter. Wie Edi Krieger. Viele versuchten sich später als Trafikanten, Tankstellenpächter oder Kellner. Nicht jedem war dieser Ruhm recht.

Seine letzten Jahre verbrachte Krieger einsam in Wien, in Wahrheit (fast) vergessen. Er ist nach Bruno Pezzey (1994, Herzinfarkt) der zweite Spieler der Cordoba-Elf, der verstorben ist.

(fin)

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