Amerikanistik

„Amerika mit der Konsole erspielen“

Das Gemälde „American Progress“ von John Gast transportiert Mythen, die bis heute das Selbstverständnis der US-Amerikaner prägen. Sie wurden in dem Wild-West-Computerspiel „Red Dead Redemption“ wieder aufgegriffen.
Das Gemälde „American Progress“ von John Gast transportiert Mythen, die bis heute das Selbstverständnis der US-Amerikaner prägen. Sie wurden in dem Wild-West-Computerspiel „Red Dead Redemption“ wieder aufgegriffen.(c) gemeinfrei/ Autry National Center
  • Drucken

Western-Kult, Tellerwäscher-Narrativ und urbane Schmelztiegel – zwei Grazer Amerikanisten beschäftigen sich mit Computerspielen als Verständnisbrücke zur US-Kultur.

Eine engelsgleiche Gestalt, die über der dunklen Landschaft des amerikanischen Westens schwebt, mit einem Schulbuch in der Hand – Siedler, Kutschen und Eisenbahn im Gefolge. Vor diesem Engel des Fortschritts breitet sich Wildnis mit Büffelherden und „Indianern“ aus, die erobert und zivilisiert werden muss. Das nachgerade missionarische Sujet im Tafelbild „American Progress“ von John Gast aus dem Jahr 1872 zeigt Mythen, die bis heute das Selbstverständnis der US-Amerikaner prägen: die Bezwingung der Frontier durch „raue Eigenwilligkeit“; ein religiös fundiertes Gefühl, auserwählt zu sein, um Demokratie und Zivilisation in eine feindliche Welt zu bringen.

Harte Schale, satirischer Kern

Vor allem dieses uramerikanische Narrativ des Sendungsbewusstseins, aber auch die visuelle Tradition von Gasts Gemälde werden 140 Jahre später in dem Wild-West-Computerspiel „Red Dead Redemption“ aufgegriffen. In der Einstiegsszene wird der Spieler beziehungsweise dessen virtuelles Alter Ego John Marston zu einem Bahnhof begleitet. Dort steigt der Avatar in einen Zug, der ihn in der Eröffnungssequenz zu dem Frontier-Städtchen Armadillo bringt. Hier beginnt das eigentliche Spiel.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.