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ALC: Forum „Diese Transformation kostet viel Geld“

(c) Guenther Peroutka
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Der Stahlkonzern bekennt sich zu den Klimazielen, sagt Voest-Chef Herbert Eibensteiner. Allerdings müsse es möglich bleiben, wirtschaftlich zu sein.

Der Klimawandel. Spätestens 2019 ist er endgültig im allgemeinen Bewusstsein angekommen. Und das hat nicht nur auf Sektoren wie den Verkehr Auswirkungen, für den die neue türkis-grüne Regierung bereits zusätzliche Belastungen angekündigt hat. Auch die Industrie gerät wieder stärker in den Fokus. Zwar unterliegen die industriellen Kohlendioxid-Emissionen bereits seit 2005 dem Handel mit CO2-Zertifikaten. Angesichts des Ziels der Bundesregierung, dass Österreich bis 2040 komplett CO2-neutral werden soll, wird das allein auf lange Sicht aber auch nicht reichen.

„Wir bei der Voestalpine bekennen uns ganz klar zu den Klimazielen und beschäftigen uns schon seit Längeren mit einer Reihe von Projekten zu diesem Thema. In den vergangenen Jahren konnten wir dadurch den CO2-Ausstoß je Tonne Stahl um 20 Prozent senken. Damit sind wir nun globale Benchmark. Allerdings sind wir mit den bestehenden Methoden am Ende“, sagte Voest-Chef Herbert Eibensteiner am Donnerstagnachmittag anlässlich des ALC-Wirtschaftsforums.

Um die Emissionen weiter zu senken, müsse man auch die Technologie hinter der Stahlproduktion ändern. Auch daran werde bei der Voest bereits gearbeitet. So betreibt der Stahlkonzern seit Herbst die weltweit größte Pilotanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff in Linz. „Wir haben für die Stahlherstellung der Zukunft einen Hybridansatz“, so Eibensteiner.

Im ersten Schritt sollen die klassischen, mit Koks betriebenen Hochöfen durch Elektroöfen ersetzt werden. Werden Letztere mit Ökostrom betrieben, können die CO2-Emissionen bereits deutlich reduziert werden. Allerdings entsteht CO2 in der Stahlproduktion auch prozessbedingt durch die Reduktion des Sauerstoffs im Eisenerz. Hier soll in einem zweiten Schritt Wasserstoff eingesetzt werden. Statt CO2 würde dabei lediglich Wasserdampf als „Abfallprodukt“ anfallen.

„Alles noch unwirtschaftlich“

Das Problem: „Derzeit sind all diese Methoden noch unwirtschaftlich“, sagt Eibensteiner. So müssten die Preise für Ökostrom noch weiter sinken, um mit der derzeitigen Produktion auf Basis von Koks wettbewerbsfähig zu sein. „Hier brauchen wir auch die Netze, um die Energiemengen dorthin zu transportieren, wo wir sie benötigen“, so Eibensteiner weiter.

Ein weiteres Problem seien die sogenannten „Stranded Assets“ – also bereits gebaute und nach wie vor funktionstüchtigen Anlagen, die aufgrund des Klimaschutzes nicht bis zum Ende ihrer Lebensdauer genutzt werden. „Diese Transformation kostet viel Geld. Das ist auch für die Volkswirtschaft als Ganzes ein Thema.“ Laut Eibensteiner sollten die „Hunderten Millionen Euro“, die von den Unternehmen bereits jedes Jahr aufgrund des Emissionshandels an den Staat gezahlt werden, für die Förderung dieses Systemumbaus zweckgebunden werden. „So würden wir uns diese Transformation sozusagen selbst zahlen“, sagt der Voest-Chef.

Es gehe vor allem darum, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz unter einen Hut zu bekommen, wie es etwa auch der Green Deal der EU-Kommission vorsieht. „Wenn dieser die Mondlandung für Europa sein soll, dann müssen wir jetzt mit der Reiseplanung beginnen. Und die Politik sollte die Industrie dabei mitnehmen. Sonst könnte es eine Bruchlandung geben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2020)

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