Hirnforschung

Warum Schwarze mehr Schmerz verspüren als Weiße

Bild aus dem Spielberg-Drama "Amistad – Das Sklavenschiff" aus dem Jahr 1997.
Bild aus dem Spielberg-Drama "Amistad – Das Sklavenschiff" aus dem Jahr 1997.(c) imago images/Mary Evans
  • Drucken

Schwarze sollen weniger schmerzempfindlich sein? Das Gegenteil ist der Fall – aber auch das hat mit Diskriminierung zu tun.

Die „Nigger“ haben kleine Schädel und ein großes Gemächt, also sind sie dumm und zügellos. Ihre schwachen Lungen lassen sich durch harte Arbeit stärken, die Hitze auf den Feldern vertragen sie gut, ihre Haut ist dicker. Leider neigen sie zur Sucht auszureißen,Drapetomanie genannt. Aber an ihr erkranken sie nur, wenn man sie als gleichberechtigt behandelt. Die beste Vorbeugung: auspeitschen, aber ordentlich – denn sie sind fast unempfindlich gegen Schmerzen.

Solche zynischen Lügen verbreiteten in den Südstaaten des 19. Jahrhunderts auch hoch angesehene Ärzte, die damit die Sklaverei rechtfertigten. Dunkle Vergangenheit? Laut Umfragen glaubt heute noch die Hälfte aller weißen US-Medizinstudenten, Schwarze würden weniger Schmerz empfinden. Was dazu führt, dass schwarze Patienten systematisch zu wenig Schmerzmittel verabreicht bekommen. Dabei – und auch diese schlimme Pointe steht außer Streit: Es ist genau umgekehrt. Befragt man Patienten im Spital oder Probanden im Labor, melden Schwarze im Schnitt eine höhere Schmerzintensität als Weiße. Aber warum?

Dieser Frage ist nun ein Team von Psychologen und Hirnforschern rund um Elizabeth Losin von der Universität Miami nachgegangen (Nature Human Behaviour. 3. 2.). Ihr Sample umfasste je 30 Amerikaner afrikanischer, hispanischer und kaukasischer Abstammung, allesamt jung, gesund und aus der Mittelschicht. Sie wurden mit einem Reizgerät am Vorderarm Temperaturen von 47 bis 49 Grad Celsius ausgesetzt. Wie erwartet bewerteten die Schwarzen den empfundenen Schmerz höher als die Weißen und die Hispanos. Parallel zum Reiz wurde aber auch die Hirnaktivität im MRT abgebildet.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.