Informatik

Neue Sensoren lernen im Haftalltag

Kleinstcomputer mit modernen Rechenmethoden sollen typische Bewegungsmuster im Strafvollzug erkennen.
Kleinstcomputer mit modernen Rechenmethoden sollen typische Bewegungsmuster im Strafvollzug erkennen.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Gewalttätige Übergriffe und Suizide in Hafträumen sind schwer zu unterbinden. Wiener Forscher versuchen nun, mit einem Algorithmus Gefährdungspotenzial zu erkennen.

Martin Kampel brachte zuletzt einiges über den Haftalltag in Erfahrung. Über das Leben hinter verschlossenen Türen. Und die vielen täglichen Routinen in Justizanstalten. Wie Straffällige verwahrt werden und Justizwachebeamte ihrer Arbeit nachgehen. Eines hat den Informatiker der TU Wien besonders berührt: Elf Menschen sind 2018 in heimischen Gefängnissen durch Suizide gestorben. Auch in den Kontext von Überbelegung und einer nicht gerade dicken Personaldecke sind diese Akte zu setzen: „Und ihnen ist erfahrungsgemäß schwer beizukommen“, weiß Kampel.

Die Maßnahmen reichen vom Angebot einer individuelleren Haftraumgestaltung bis hin zu einem vermehrten Einsatz von Videokameras dort, wo es rechtlich erlaubt ist. Gespräche mit Kriminalsoziologen haben Kampel nun bestärkt, einen neuen Ansatz zu wählen. Er will auffällige Verhaltensmuster – etwa gesteigerte Aggression als Warnzeichen vorsuizidalen Verhaltens – technologiegestützt frühzeitig registrieren. Kampels Arbeitsgruppe entwickelt auf Basis künstlicher neuronaler Netze Algorithmen zur Interpretation menschlicher Verhaltensmuster. In einem Projekt, das über die Forschungsförderungsgesellschaft FFG finanziert wird und bei dem auch das Justizministerium an Bord ist, sollen zunächst an Haftraumdecken angebrachte Kleinstcomputer typische Bewegungsmuster von Personen im Strafvollzug erlernen.

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