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Was sie von Steve Jobs nicht lernen sollten

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Kolumne "Hirt on Management": Folge 118. Oder sind Sie vielleicht doch ein Jahrhundertgenie?

In unserer Rubrik „Hirt on Management“ schreibt Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker alle zwei Wochen über herausfordernde Situationen und kritische Entscheidungen für Manager.

In der dieser Kolumne werden wir sehen, was wir von Steve Jobs nicht lernen sollten.

Steve Jobs war außergwöhnlich
Der außerordentliche Beitrag, den Steve Jobs als Innovator und Unternehmensführer geleistet hat, ist unbestritten. 

Jobs hat eine Schlüsselrolle in der revolutionären Weiterentwicklung von mindestens sechs Branchen gespielt: Personal Computer, Animationsfilme, Musik, Telefon, Tablet Computer und Digital Publishing. 

Weisheit bei der Auswahl unserer Vorblder
Das Suchen und Imitieren von Vorbildern ist einer der mächtigsten und wichtigsten Prozesse, wie wir uns als Menschen weiter entwickeln. 

Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. 

Daher ist es sehr wichtig, dass wir bei der Auswahl unserer Vorbilder mit Weisheit und Augenmaß vorgehen.

Arrogantes Genie
Steve Jobs war nicht nur ein besessener Innovator, sondern auch, wie immer wieder von Menschen, die mit ihm gearbeitet haben, berichtet, ein arrogantes Genie, das nicht zögerte Menschen unnötig verletzendes Feedback zu geben oder sie mit Psychotricks unter massiven Druck zu setzen. 

Bipolarer Umgang mit Mitarbeitern
Eine andere Verhaltensweise, die viel Stress erzeugte, war sein oft bipolarer Umgang mit Mitarbeitern, der schnell von totalem Enthusiasmus für den Mitarbeiter („Genie“) zu vollkommener Ablehnung und Entwertung („Arschloch“), wechseln konnte.

„Your are fired“
Das konnte auch immer wieder darin resultieren, dass er Mitarbeiter die Initiativen gesetzt hatten, die ihm nicht gefallen haben, auf der Stelle feuerte. 

Ein Stahlbad von Terror
Manche haben dieses „Stahlbad von Terror“ irgendwie ausgehalten und weiterhin Leistungen erbracht, andererseits hat aber Apple über die Jahre auch viele talentierte Mitarbeiter verloren, die dann in anderen Umgebungen Außergewöhnliches geleistet haben.

Sind Sie vielleicht auch ein Jahrhundertgenie?
Es ist verlockend zu glauben, dass man auch in die Kategorie der Genies wie Steve Jobs gehört und es sich daher erlauben kann, seine Charakterfehler und sein Ego, beziehungsweise seine Egomanie, unkontrolliert ausleben zu können.

Hierzu ein paar Hinweise für eine realistische Einschätzung: 

Eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 800 Millionen
Ich würde schätzen, dass es auf unserem Planeten pro Generation circa 5-10 Unternehmensführer gibt, die so außergewöhnliche Erfolge, mit einer so starken Auswirkung auf Märkte und Konsumenten haben, wie sie Steve Jobs hatte. Damit liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine dieser Personen sind, bei circa 1 zu 800 Millionen.

Negative Auswirkungen nachgewiesen
Zweitens, sind die negativen Auswirkungen von rücksichtslosem, arrogantem und verletzendem Verhalten in der Führungsarbeit, wissenschaftlich nachgewiesen. 

Diese sind nicht nur demotivierend und senken damit die Leistung, sondern führen auch zu einer deutlich höheren Mitarbeiterfluktuation. 

Typischerweise entsteht auch eine negative Selektion, weil die begabtesten Mitarbeiter unter solchen Rahmenbedingungen das Unternehmen als erste verlassen, die weniger Begabten bleiben eher, weil sie weniger Alternativen haben.

Sektenhafte Loyalität ist selten
Drittens, gelingt es den wenigsten Unternehmen eine Kultur zu schaffen, die bei den Mitarbeitern zu einer fast sektenhaften Loyalität und sehr hohen Leidensbereitschaft führt.

Widerspricht der goldenen Regel
Viertens, widerspricht ein Menschen wenig wertschätzender Führungsansatz auch den Prinzipien guter und nachhaltig erfolgreicher Lebensführung, die wir seit Jahrtausenden kennen, wie zum Beispiel der goldenen Regel („Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“), die seit Jahrtausenden, empirisch nachweisbar, gute Ergebnisse liefern.

Wäre es freundlicher noch besser gegangen?
Fünftens, wissen wir nicht, ob Steve Jobs bei einem anderen, positiveren Verhalten, nicht vielleicht noch erfolgreicher gewesen wäre. 

Das Wichtigste in Kürze

Zusammengefasst erscheint es daher, im Rahmen eines auf Vernunft, den empirischen Erkenntnisse der Jahrtausende und realistischer Wahrscheinlichkeiten, aufgebauten Lebenskonzeptes, weiser, als Führungskraft, die dysfunktionalen Verhaltensweisen von Steve Jobs nicht zu übernehmen, und zu versuchen, nur das Gute von ihm zu lernen, also zum Beispiel sein absolutes Commitment zum Erfolg und außergewöhnlicher Qualität. 

In der nächsten Kolumne erfahren Sie, mit welchem Trick Sie persönliche Verhaltensänderungen wirklich zu Wege bringen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

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Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Michael Hirt ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu außergewöhnlichen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, den USA (Harvard LPSF) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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