Bald kicherten wir, die pubertierenden Gören, wenn es um „den Gottfried“ ging, dem das Sechste Gebot „so am Herzen“ lag.
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Kirche und sexueller Missbrauch: Denn es geschieht immer noch

Als Pater Gottfried Eder zu uns kam, wussten wir nicht, dass mit ihm ein pädophiler Geistlicher aus dem Knabenkonvikt Zwettl ins Mädchenpensionat verschoben worden war. Meine Zeit in der Klosterschule – und was die mit Josef Haslingers Buch „Mein Fall“ verbindet.

Dreiundzwanzigster Jänner. Das Ö1-Morgenjournal berichtet wieder einmal über den sorgenvollen Zustand der Welt – Coronavirus, Trump. Das Teewasser kocht. Aufhorchen, als im Kulturbeitrag über Josef Haslingers Buch „Mein Fall“, eine Missbrauchsgeschichte aus dem Knabenkonvikt Zwettl, der Name Gottfried Eder fällt. „Das ist doch . . .“, geht es mir durch den Kopf, „das ist doch Pater Gottfried! Mein einstiger Beichtvater in der Klosterschule Döbling!“

Im Beutel wallen die Teeblätter auf. Die Erinnerung an die Gestalt im weißen Habit mit schwarzem Skapulier ist deutlich: groß, schlank, dichtes, dunkles Haar mit markantem Wirbel, sonore Stimme, süßliches Gehabe. Damals, vor mehr als 50 Jahren. „Das war so“, sagt Haslinger, „dass er mir kleine Geschenke gegeben, einen Apfel zum abendlichen Tischtennisspielen mitgebracht hat. Und so war es für mich völlig undurchschaubar, als er begann, mich an seinen Körper zu drücken und so weiter.“ Der freundliche Pater verquickte offenbar den Gefallen am Penis eines Zehnjährigen mit dem Wohlgefallen Gottes. Denn: Wie sollte Zärtliches Sünde sein . . .

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