Regieren, aber wie?

Ausgangspunkt von Grégoire Chamayou ist die „Regierbarkeitskrise“ der 1970er-Jahre. In seiner „Genealogie des autoritären Liberalismus“ beschreibt er die Veränderungen der Machttechnologie seither. Was in seinem Buch fehlt, sind Gegenstrategien.

Wenn wir heutzutage von unregierbaren Gesellschaften reden, denken wir in unseren Breiten an Großbritannien, Spanien, England, auch an einen stark gewordenen Populismus, der die Komplexität des Regierens vereinfachen zu können glaubt, an den Rückgang von Großparteien und an wachsende Parteienpluralität, die das Bilden von Regierungen und das Erstellen von Regierungsprogrammen erschweren.

Grégoire Chamayou denkt anders. Sein Denkanstoß ist die von ihm propagierte „Regierbarkeitskrise“ der 1970er-Jahre mit disziplinlosen Arbeitern bei gleichzeitiger „Managerrevolution“, mit neuen ökologischen Massenbewegungen, mit erhöhtem Regulierungsbedarf durch Sozial- und Umweltvorschriften. All dies kündigt große Veränderungen der Machttechnologie an. In seinem Buch geht es dann aber nicht so sehr um eine politikwissenschaftliche Abhandlung von politischen Dynamiken, um Regierbarkeit aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen, sondern um die Analyse einer neuen Philosophie eines Unternehmertums, die er letztlich als eine neoliberale Gegenbewegung zum „Problem der Unregierbarkeit“ und zur Rettung des „freien Marktes“ ansieht. Diese Unregierbarkeit der Gesellschaft ist für ihn keine, die es per se gibt, sondern „unregierbar in der Art, wie man sie heute regieren möchte“. Damit ist sie nicht absolut, sondern nur relativ.

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