Elf Jahre Presse am Sonntag

Sigmar Gabriel: „Im Auge des Orkans ist es immer windstill“

Deutschland hat anfangs auch einen Exportstopp medizinischer Güter nach Italien verhängt. Sigmar Gabriel nennt das „unfassbar dumm“.
Deutschland hat anfangs auch einen Exportstopp medizinischer Güter nach Italien verhängt. Sigmar Gabriel nennt das „unfassbar dumm“.(c) imago images/photothek
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Ex-SPD-Chef und -Vizekanzler Sigmar Gabriel über Europas Versagen in Coronazeiten, den »Playboy« lesenden SPD-Wähler und das „anständige“ Deutschland in der Flüchtlingskrise.

Herr Gabriel, Kanzler und Präsidenten in Deutschland, Österreich und anderswo sagen in diesen Tag gern einen Satz: Die Welt wird nach der Krise eine andere sein. Haben Sie eine Idee, wie sie aussehen könnte?

Sigmar Gabriel: Ich wäre mit solchen Prognosen vorsichtig. Politiker haben solche Sätze auch bei früheren Krisen gesagt und dann gemerkt, dass nach einer überwundenen Krise schnell in die alten Bahnen zurückgekehrt wird.

Das klingt beinahe beruhigend.

Natürlich wird es wirtschaftliche und politische Konsequenzen geben. Die Coronakrise führt uns ein weiteres Mal vor Augen, dass es eine dunkle Seite der Globalisierung gibt. Wir haben ja schon davor entfesselte Finanzmärkte erlebt, die in die Katastrophe geführt haben; wir haben gesehen, dass scheinbar weit entfernt gelegene Kriege wie in Syrien die Menschen direkt vor unsere Haustür bringen. Und wir merken auch, dass wir verletzbar sind, weil unsere Welt auf globale Datenflüsse aufbaut und wir nicht sicher sein können, dass das nicht auch zu weltweiten Missbräuchen führt. Das Neue an der Coronakrise ist, dass sie wirklich jeden unmittelbar betrifft.

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