Gastkommentar

Keine Freud mit „Freud“

(c) Peter Kufner
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Ein so wirrer Mediziner, wie in der ORF-Serie dargestellt, war Freud nie.

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Er wolle das Genie vom Sockel herunterholen und es würdigen, sagte Regisseur Marvin Kren über seine achtteilige „Krimi“-Serie „Freud“ vor der Ausstrahlung auf ORF und Netflix. Nun, davon habe ich als Zuseher nichts bemerkt. Weder war vom „Genie“etwas zu sehen noch von einem imaginären Sockel, auf den jemand es gestellt und davon heruntergeholt hätte. Mühsam quälte ich mich durch die acht Teile der sogenannten Krimiserie. Als Kenner von Freuds Biografie und der Freud'schen Psychoanalyse ging es mir nur darum sicherzugehen, dass die Geschichte nicht am Schluss noch interessant und originell geworden wäre. Meine Befürchtung bestätigte sich – es blieb mysteriös und obskur, und das auf nicht nachvollziehbare Weise.

Kren sprach in Interviews auch von einem „Mythos“, zu dem Freud geworden wäre, „der auch mir die Legitimation gibt, frei mit ihm umzugehen“. Von diesem „Mythos“ war aber nichts zu sehen, und es stößt die Legitimation, einen Namen für eine Serie zu verwenden, an ihre Grenzen, wenn von dem Prominenten kaum etwas Bedeutsames übrig bleibt. Ein wirrer junger Mediziner, wie in der Serie dargestellt, war Freud niemals. Zielstrebig suchte er – oft wenig idealistisch – nach neuen Entdeckungen, um mit dem resultierenden ökonomischen Gewinn seine geliebte Martha aus besserem Haus zur Frau nehmen zu können. Doch Kren lässt den jungen Freud mit der frisch vom österreichischen Kronprinzen vergewaltigten, blutüberströmten „Fleur“ Salomé gleich noch mal in die Kiste steigen bzw. auf dem Boden kopulieren. Eine „Legitimation“, mit dem Mythos Freud so umzuspringen, ist hier weit und breit nicht in Sicht.

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