Massaker von Srebrenica: Festnahme bei Gedenkfeier

Srebrenica-Hinterbliebene gedenken der Massaker-Opfer
Srebrenica-Hinterbliebene gedenken der Massaker-OpferBosnische Muslimin während des Begräbnisses von 775 Opfern des Bosnien-Krieges (c) EPA (Fehim Demir)
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Am Sonntag findet die Beisetzung von 775 Opfern des Massakers von 1995 statt. Ein Anführer des Hinterbliebenen-Verbandes wurde wegen Kriegsflaggen und Plakaten festgenommen.

In Potocari bei Srebrenica hat am Sonntag die Gedenkfeier zum fünfzehnten Jahrestag des Massakers in der ostbosnischen Stadt begonnen. Der Völkermord bosnisch-serbischer Truppen an Bosniaken in Srebrenica gilt als schwerstes Kriegsverbrechen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Bei der Gedenkfeier kam es zu einem Zwischenfall: Ein führendes Mitglied des wichtigsten Srebrenica-Hinterbliebenenverbandes "Mütter von Srebrenica", Ibran Mustafic, wurde festgenommen. Grund waren Medienberichten zufolge Kriegsflaggen der Bosniaken-Armee und Plakate, die Mustafic jüngst um den Friedhof aufstellen ließ. Darauf wurde Serbien des Völkermordes beschuldigt und die bosnisch-serbische Republik als Völkermord-Schöpfung bezeichnet. Die Gemeindepolizei hatte zuvor Strafanzeige gegen Mustafic eingereicht, nachdem er sich weigerte, die Plakate zu entfernen. Srebrenica wird von den bosnisch-serbischen Behörden kontrolliert.

Beisetzung von 775 Opfern

Zur Gedenkfeier werden rund 50.000 Menschen erwartet, mehr als 5000 nahmen in den vergangenen Tagen am "Marsch des Todes - Weg der Freiheit" teil. Seit Donnerstag hatten sie knapp 120 Kilometer zurückgelegt. Es handelt sich um jenen Weg, auf dem die Bewohner Srebrenicas aus der UNO geschützten bosniakischen (muslimischen) Enklave vor den serbischen Truppen im Juli 1995 geflohen waren.

Heuer wird die bisher größte Zahl neu identifizierter Opfer - 775 - auf dem Friedhof beigesetzt. Unter den im Vorjahr identifizierten Leichen sind auch siebzig Minderjährige. Zwei von ihnen waren im Juli 1995 erst vierzehn Jahre alt. Das älteste Opfer, das heuer beigesetzt wird, ist ein 78-jähriger Mann. In Potocari wird zum ersten Mal auch ein bosnischer Kroate beigesetzt werden. Rudolf Hren wurde im Juli 1995 zusammen mit vielen anderen Stadteinwohnern auf der Flucht vor den bosnisch-serbischen Truppen getötet.

Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde der Auftritt des serbischen Präsidenten Boris Tadić verfolgt. Er reise nach Srebrenica im Wunsch, die Brücken der Freundschaft und der Verständigung zwischen den Völkern der Region zu schlagen, sagte Tadić am Samstag-Abend gegenüber serbischen Medien. Er wohnt heuer zum zweiten Mal der Gedenkfeier bei.

Mladić weiterhin flüchtig

Der Hauptverantwortliche für das Massaker, der ehemalige Militärchef der bosnischen Serben Ratko Mladić, ist weiterhin flüchtig und wird seit Jahren in Serbien vermutet. Vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal läuft derzeit ein Verfahren gegen den früheren Präsidenten der bosnisch-serbischen Republik Radovan Karadžić, der sich auch wegen Völkermordes von Srebrenica zu verteidigen hat.

(APA)

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