Nachtglosse

Eine Partei schafft sich ab

1. MAI IN WIEN: RATHAUSPLATZ
1. MAI IN WIEN: RATHAUSPLATZAPA/ROLAND SCHLAGER
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Bei der SPÖ-Mitgliederbefragung stehen massive Vorwürfe im Raum. Stimmen sie, wäre das ein Skandal. Stimmen sie nicht, wäre es wohl auch einer.

Vor ziemlich genau 24 Stunden war auf dieser Seite dieses Mediums von diesem Autor ein kleines Loblied auf die amtierende Parteichefin der Sozialdemokratischen Partei zu lesen. Immerhin hatte Pamela Rendi-Wagner, liebstes Feindbild nicht weniger sozialdemokratischen Altherren, Parteifreund und -feind (wie die gesamte Öffentlichkeit) überrascht und ein exzellentes Ergebnis der Mitgliederbefragung, konkret der Vertrauensfrage präsentieren können. Doch nun ist alles anders. Massive Vorwürfe stehen im Raum, die Abstimmung könnte manipuliert worden sein. Vor allem die Beteiligung von 41,3 Prozent aller Parteimitglieder sei viel zu hoch, hätten doch vergangenen Abstimmungen nicht einmal halb so viel Anteilnahme oder überhaupt nur ein knapp zweistelliges Ergebnis erbracht. Es gebe nämlich viel zu viele Karteileichen unter den SPÖ-Mitgliedern (also unter den 100 Prozent), erfuhr die überraschte Öffentlichkeit. Fünf Gegenstimmen zu neun Zustimmungen in der Wahlkommission hatte es tatsächlich gegeben. Das ist in der Tat mehr als ungewöhnlich. Nun soll die Wahl notariell geprüft werden, heißt es aus der Parteizentrale.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die internen Vorwürfe stimmen, dann wäre das ein Skandal und Rendi-Wagner sofort Geschichte. Oder die Vorwürfe sind erstunken und erlogen, dann wären Teile der Partei und mancher ihrer Funktionäre und Berater wie etwa die Herren Fussi und Pandi hoffentlich bald Geschichte.

Harry Kopietz, SPÖ-Veteran und Chef der Wahlkommission, meinte jedenfalls in der „Zeit in Bild“ über die (richtigliegenden?) Verschwörungstheoretiker: Man sollte „einzelne Individuen“ in der Partei „analysieren“ lassen. Diese seien Fälle für einen Psychiater. Nun, derartige Formulierungen würde sich die „Presse“ zum Zustand von Partei und mancher Funktionäre nie zu schreiben trauen. Aber sie erscheinen nachvollziehbar.

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