Biologie

Dem Schuppentier fehlt ein Abwehrprotein gegen Viren

Chinesisches Schuppentier im Zoo Leipzig.
Chinesisches Schuppentier im Zoo Leipzig.Gemeinfrei
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Der Mangel im Immunsystem könnte der Grund für die Corona-Toleranz der Tiere sein.

Viren sind kaum mehr als Transportvehikel für Erbgut-Moleküle, die wiederum den Bauplan für neue Transportvehikel und ihre Verbreitung enthalten. Die meisten biochemischen Prozesse, die für ihre Vermehrung nötig sind, lassen Viren von den Zellen erledigen, die sie infiziert haben – dazu müssen sie lediglich die Baupläne in die Produktionsmaschinerie ihrer Wirtszelle einschleusen.

Doch genau hier greifen viele Abwehrmechanismen des Immunsystems, die auf die feinen Eigenheiten des viralen Erbguts spezialisiert sind. Einer davon ist das Protein MDA5, das für den Menschen derzeit besondere Relevanz hat: Es löst die oft überschießende Immunreaktion auf das Coronavirus aus.

Brutstätte für mutierte Viren

Wiener Forscher um Leopold Eckhart von der Med-Uni Wien haben nun herausgefunden, dass in Schuppentieren, die als mögliche Überträger von Sars-CoV-2 gelten, just dieses Protein inaktiv ist (Frontiers in Immunology, 8. 5.). Die Theorie der Forscher: Der Mangel an aktiven MDA5 könnte es den Tieren ermöglichen, eine Virusinfektion ohne Symptome zu tolerieren und sie damit zu einer perfekten Brutstätte für mutierte Varianten machen, die dann auf andere Spezies überspringen.

Sollte sich das bestätigen, könnte die Erkenntnis aber auch für den Kampf gegen Covid-19 beim Menschen von Nutzen sein: Das größte Problem dieser Erkrankung ist die überbordende Immunantwort, die zu verheerenden Kollateralschäden im Lungengewebe führt. Indem man die Aktivierung von MDA5 hemmt, könnte das Immunsystem im Zaum gehalten werden. Das wäre jedoch ein heikler Drahtseilakt, geben die Forscher zu bedenken, da sich dann auch die Gefahr von Sekundärinfektionen erhöht.

(däu)

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