Glosse

Trumps Prügelknaben

Der US-Präsident befindet sich wieder in seinem Lieblingsmodus: Kampf.

Innerhalb weniger Tage drohte Donald Trump nicht nur via Twitter Demonstranten gegen Polizeigewalt in Minneapolis mit Schüssen und brach einen Konflikt mit der Onlineplattform vom Zaun. Er kündigte auch das Engagement der USA in der Weltgesundheitsorganisation auf und wandte sich in seiner Wut auf China von Hongkong ab.

Jede Ablenkung von seinem eigenen Versagen in der Coronakrise kommt dem Präsidenten, der um seine Wiederwahl fürchtet, gelegen. Doch wie immer übersieht – oder ignoriert – Trump dabei, dass seine Entscheidungen vor allem den USA selbst schaden. Wer der WHO den Rücken kehrt, nimmt sich den Zugang zu wichtigen Informationen und China wird mit Freuden die Lücke füllen, die Washington hinterlässt. In Hongkong lässt Trump genau jene im Stich, die nicht auf der Seite Pekings stehen – und auch US-Unternehmen werden den Bruch zu spüren bekommen. Und Szenen auf den Straßen amerikanischer Städte, die an einen Bürgerkrieg erinnern und völlig außer Kontrolle geraten, treiben die Spaltung des Landes nur noch weiter voran.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.