Auf der Suche nach der (verlorenen?) Zeit: ÖAW-Forscher Marcus Huber hinterfragt Vergangenheit und Zukunft und formuliert gewagte Thesen.
Vergeht die Zeit tatsächlich, oder scheint es uns nur so? Spielen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft womöglich simultan, quasi nebeneinander, ab? Und sind Zeitreisen möglich? Das sind Fragen, denen Marcus Huber vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in seiner Arbeit nachgeht. Um es vorwegzunehmen: „Wir haben mehr Fragen als publizierte Antworten“, bekennt der Quantenphysiker, aber gerade das treibe den Forschergeist voran.
Uhren messen Entropie
Dass Raum und Zeit zusammenhängen, ist nicht neu. Experten führen da die Relativitätstheorie ins Treffen, aber auch Laien wissen, dass man Zeit braucht, um von einem Ort an einen anderen zu gelangen, um also Raum zu überwinden. Huber bringt aus der Thermodynamik das Prinzip der Entropie (s. Lexikon) ins Spiel, das die Zahl aller möglichen Anordnungen der Teilchen in einem System, also auch im Universum, beschreibt. „Uhren messen in Wahrheit nicht die Zeit, sondern nur den Anstieg von Entropie“, sinniert er. „Sie stellen Unterschiede zwischen zwei Zuständen fest und schließen daraus, dass etwas passiert sein muss, zum Beispiel eben, dass Zeit vergangen ist.“ Aber dieser Schluss sei nur unsere Interpretation. Jeder Zeitpunkt könnte auch ein Entropiezustand sein, der einfach neben allen anderen existiert.