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Erbsen in Reykjavík

Expedition Europa: Quarantäne-Aufzeichnungen aus einem isländischen Kellerloch.

Unlängst habe ich vier Tage lang gehungert. Das ergab sich dadurch, dass mein Islandflug endlich stattfand, dass ich aber kurz vor dem Abflug von meiner Verpflichtung zu einer 14-tägigen isländischen Quarantäne erfuhr. 32 Stunden später wurde das aufgehoben, inzwischen werden Einreisende am Flughafen Reykjavík gratis getestet, ich hatte einfach Pech. Eine Ärztin aus dem Team des isländischen Chefepidemiologen schickte mir vorab ein Vier-Seiten-Papier namens „Modifizierte Quarantäne für Journalisten“. Die darin durchgespielten Szenarien und Regeln waren äußerst präzis.

Die zuständige Epidemiologin hieß Kamilla Jósefsdóttir, sie war also die Tochter eines Josef, so wie ich in Island ein Jósefsson wäre. Nach und nach bestätigte sie mir, was ich alles nicht durfte: Ich durfte keine Öffis benutzen, außerhalb angemeldeter Interviews kein Gebäude betreten, nicht mit Passanten reden. Als sie mir – weil es dort ein öffentliches Klo gibt – eine Fahrt in den Nationalpark Thingvellir verbot, hätte ich fast losgeheult. Ich durfte in kein Geschäft oder Restaurant, nicht einmal einen Kaffee im Freien trinken. Ich beschloss, wenigstens zwei, drei Kilos Corona-Speck abzuwerfen. Wenn ihr so seid, sagte ich mir, dann gebe ich auf eurer überteuerten Insel keinen Heller aus.

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