Coronavirus

Chorsingen: Aerosol-Wolken reichen weiter als gedacht

(c) Bayerischer Rundfunk
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Die Sänger sollten zu ihren Kollegen nach vorne jedenfalls zwei Meter Abstand halten, zeigte eine Studie des Bayerische Rundfunks. Ist das Singen mit Maske eine Option?

Am Anfang stand ein Verdacht. Durch reine Tröpfcheninfektionen sei die hohe Zahl an Infektionen speziell in Chören nicht zu erklären, da müssten Kleinstteilchen eine Rolle spielen. Deshalb führte der Bayerische Rundfunk (BR) eine Studie durch, für die die Abstrahlung und Verteilung sowohl von größeren Tröpfchen als auch von Kleinstpartikeln – den sogenannten Aerosolen – beim Singen und beim Sprechen gemessen wurde. Im Gegensatz zu Studien, die sich auf Strömungsgeschwindigkeiten von Partikeln bezogen, wurden in diesen Versuchen die Ausbreitung und Verteilung der Tröpfchen und Aerosole im Raum näher untersucht.

Die Wissenschaftler bauten dazu zwei Versuchsanordnungen auf und ließen jeweils zehn Probanden aus dem Chor des BR definierte Passagen in verschiedenen Lautstärken singen und sprechen. Man arbeitete mit Hochgeschwindigkeitskameras und Laser-Equipment sowie Weißlicht, um die Streuung der Tröpfchen und die und Bahn der Aerosole zu verfolgen.

Das Ergebnis gibt zu denken: Zu ihren Kollegen nach vorne sollten die Chormitglieder einen Abstand von zwei bis 2,5 Meter einhalten, seitlich würden 1,5 Meter reichen. Immer vorausgesetzt, dass der Raum permanent gelüftet wird und damit die Aerosole regelmäßig durch Frischluft entfernt werden. Besser wäre es zudem noch, wenn es zwischen den Sängerinnen und Sängern Trennwände gäbe.

(c) Bayerischer Rundfunk

Der Chorverband Österreich gab dagegen erst vor wenigen Tagen "Empfehlungen für ein verantwortungsvolles Singen" heraus (auf Basis einer Untersuchung von Wissenschaftern der Medizin Uni Wien). Demnach reichen 1,5 Meter Abstand beim Singen und wirkungsvolles Lüften.

Singen mit Maske?

Singen mit Maske, so die Erkenntnis der Studie des BR, wäre durch die Verminderung der Partikelaustritte eine Option, aber nicht wirklich für Profichöre, "weil ich sehr gut artikulieren muss und jede kleinste Nuance von Klang natürlich brauche", so Matthias Echternach, Leiter der Abteilung für Phoniatrie. Bei Kirchen- oder anderen Laienchören indes dürfte Singen mit Maske "schon einiges verhindern".

Die Studie ist wissenschaftlich noch nicht veröffentlicht. Es gab auch Untersuchungen zur Ausbreitung durch Blasinstrumente, die Datenauswertung steht aber noch aus.

Die Studie

Unter welchen Bedingungen ist das Chorsingen in Corona-Zeiten verantwortbar? Wie müssen die Abstände der Sänger, das Raumklima sein? Diesen Fragen ging der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem LMU Klinikum München und in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Erlangen nach. Die Mitglieder des BR-Chores beteiligten sich.

(rovi)

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