Gastkommentar

Trumps Widersacher aus dem eigenen Lager

(c) Peter Kufner
  • Drucken

Die gewichtigste und tiefsinnigste Kritik an Donald Trump und dem Trumpismus kommt nicht aus dem linksliberalen Lager, sondern von authentischen Konservativen. Sie haben erkannt, wo dieser Präsident gefährlich ist.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Schon seit einer Weile kommt die interessanteste Kritik an US-Präsident Donald Trump und am Trumpismus von rechts. Mit „rechts“ meine ich nicht die sogenannte Alt-Right-Bewegung, die radikale Rechte, die rechten Evangelikalen oder rechte Rassisten, sondern echte Konservative, die in der Vergangenheit für republikanische Präsidenten gestimmt oder für sie gearbeitet haben.

Zu diesen republikanischen „Never-Trumpern“ gehören unter anderen der Journalist David Frum und Peter Wehner (wie Frum ein ehemaliger Redenschreiber für Präsident George W. Bush) sowie die Mitglieder des Lincoln Project, dessen pointierte Videos den Präsidenten in Weißglut versetzen.

Auch konservative Kolumnisten wie Ross Douthat oder Bret Stephens von der „New York Times“ oder Jennifer Rubin von der „Washington Post“ sollten erwähnt werden – auch ihre Beiträge regen bisher kontinuierlich mehr zum Nachdenken über den Trumpismus an als die ihrer links stehenden Kollegen.

Moralisierende Linke

Woran liegt das? In erster Linie glaube ich daran, dass die Trump-kritischen Konservativen sich weniger moralisierend äußern, als es Menschen auf der Linken tendenziell tun, es gibt bei ihnen auch weniger Snobismus. Trump wird am oberen liberalen Ende des amerikanischen Journalismus ständig wegen seines vulgären Geschmacks, seiner groben Manieren und seines primitiven Gebrauchs für die englische Sprache gebrandmarkt. Doch sind diese Aspekte des Mannes, wiewohl peinlich, nicht das Gefährlichste an ihm.

Echte Konservative sind normalerweise unnachgiebige Verteidiger von Institutionen. Ihr Wunsch ist es schließlich, bewahrend zu wirken. Darum erkannten sie häufig schneller als andere, dass Trump überhaupt kein Konservativer ist, sondern ein zynischer Zerstörer von Normen, Konventionen und Grundlagen. Hätte er irgendwelche tieferen Überzeugungen, was zweifelhaft ist, wäre Trump ein Revolutionär.

Angehörige der radikalen Linken sind als Trump-Kritiker weniger effektiv, weil sie die von ihm ausgehenden einzigartigen Gefahren nicht sehen. Für sie ist er schlimmstenfalls das hässliche, zähnefletschende Antlitz eines Systems, das sie ohnehin ablehnen. Sie betrachten Trump lediglich als Symptom einer tiefen Verderbtheit innerhalb der liberalen Demokratie der USA, die schon immer Reiche, Weiße und Männer begünstigt habe.

Womöglich ist in der Tat etwas Verderbtes am Kapitalismus amerikanischen Stils und an der langen US-Geschichte des Rassismus und Sexismus – Probleme, die auch vielen anderen Gesellschaften innewohnen, von denen eine ganze Menge weder kapitalistisch noch demokratisch sind. Man sollte den Aktivisten Applaus dafür spenden, dass sie versuchen, diese Ungerechtigkeiten zu beseitigen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.