Befreiungsfeier in Leoben, Juni 1945.
August 1945

Leobens Freiheitsfront – vom kurzen Leben eines politischen Experiments

Die britische Militärregierung löst die Österreichische Freiheitsfront auf, die in den ersten Nachkriegswochen den Weg des Bezirks Leoben aus der Nazi-Diktatur bestimmt hat. Über Anfang und Ende eines Versuchs der Selbstermächtigung.

Am 23./24. Juli 1945 lösten die britischen Truppen die sowjetischen als Besatzungsmacht in der Steiermark ab. Eine Woche später erschien in der „Neuen Steirischen Zeitung“ eine Erklärung der britischen Militärregierung, in der es hieß, dass nach dem Übereinkommen mit den Leitern der drei politischen Parteien (ÖVP, SPÖ und KPÖ) die Österreichische Freiheitsfront ab dem 4. August aufgelöst wird. „Dieser Entschluss bedeutet keineswegs, dass man die Dienste, die diese Bewegung zur Befreiung geleistet hat, unterschätzt; er bedeutet vielmehr, dass nach der Besetzung der Steiermark durch die alliierten Streitkräfte Ruhe und Ordnung durch die Militärregierung und die ordentliche Polizei garantiert werden und dass nunmehr im Rahmen der normalen politischen Parteien für die Entwicklung der politischen Ideen der Widerstandsgruppen Raum ist. Aus diesem Grunde haben diese jetzt keinen Zweck mehr.“

Damit endete im Bezirk Leoben ein Experiment des politischen Neubeginns, das es in dieser Form sonst in ganz Österreich nicht gab. Diese Freiheitsfront konnte bei ihrer Auflösung im August 1945 auf eine mehr als zweijährige Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus im Bezirk Leoben und Bruck an der Mur mit Anschlägen auf die Infrastruktur und Überfälle auf lokale Nationalsozialisten zurückblicken. Mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes übernahmen die Kämpfer der Freiheitsfront, nachdem sie die Umsetzung des sogenannten „Nero-Plans“, die Sprengung der Industrieanlagen, verhindert hatten, die Macht im Bezirk, wie der Direktor des Hüttenwerks der Alpine Montangesellschaft, Bernhard Matuschka, anlässlich der Wiederinbetriebnahme des Werkes am 25. Juni 1945 berichtete: „Am denkwürdigen 8. Mai 1945 erschien der Führer der österreichischen Freiheitsbewegung in Leoben, Sepp Filz, direkt aus den Bergen kommend, bei uns in unserer Direktion. Es wurde beschlossen, den Werkschutz aufzulösen, und seine Waffen wurden unverzüglich den Kämpfern der Österreichischen Freiheitsfront übergeben. Dadurch wurde es den Freiheitskämpfern ermöglicht, die Eroberung der Polizeidirektion so wie die der anderen Behörden von Leoben durchzuführen, was zur Folge hatte, dass die Ruhe und Ordnung aufrechterhalten worden ist.“

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