Weitblick. Das Klostertal in  Vorarlberg, wie es der Panoramamaler Gerhard Ambrosig betrachtet hat (www.ambrosig.at).
Alpenpanorama

Der schöne Blick fürs Unwesentliche

Gestalter, Maler und Designer zeichnen mit: Die Bilder in unseren Köpfen. Auch jene, die wir uns von den Alpen machen.

Die Alpen sind schroff, gewaltig, eindrucksvoll, mächtig, wild, anmutig, hundert Dinge mehr  und vor allem auch bunt, bunt, bunt. Doch vielleicht hat man das bis jetzt gar nicht so gesehen. Bis man die passende Brille aufgesetzt bekommt. Nicht vom Optiker, sondern von anderen Menschen, die den Blick schärfen. Auf Details, auf Zusammenhänge, das Ganze und manchmal auch auf das, was anderen bis dahin nur unwesentlich erschienen war. Maler, Illustratoren, Zeichner, Informationsdesigner streichen mit ihren Strichen und Linien heraus, wofür man oft auch einmal blind ist. Vor lauter überwältigendem Wow-Effekt, wenn man auf die Alpen schaut. Vor lauter atemberaubenden Blicken. Oder vor lauter Nebelsuppe, die alles einhüllt, wenn man gerade selbst endlich dort oben am Gipfel angelangt ist.

Schon ein wolkenverhangener Tag kann viel entkräften von der satten Farbvielfalt der Berge. Auf den Bildern von Gerhard Ambrosig aus Innsbruck scheint auch deshalb lieber die Sonne. Sattgrüne Wiesen im Tal, zartrosa Gesteinsabbruchkanten, türkise Wasseroberflächen, Schnee so weiß, dass er fast "fühlbar" wird   Ambrosig malt farbprächtige Panoramen der Welt. Zumindest jenes Ausschnitts, den man auf diesem Planeten "Alpen" nennt. Mit seinem Strich, seiner Erfahrung und der sensiblen Wahrnehmung für feine Nuancen legt er in seinen Bildern Informationen frei, die den Weg auf den Bildsensor einer Fotokamera wohl nie gefunden hätten. Betrachter seiner Bilder tauchen ein in eine visuelle Dichte, die erst der Maler so richtig deutlich machen kann.

Künstler, nicht Kartograf. Die Schautafeln in den Bergen, klar, sie stellen zur Schau. Nicht nur die Berge, meist auch ein paar Informationen. Wo denn die Skipisten nun wirklich sind, wo sich die Wanderwege tatsächlich schlängeln. Oder sie verkaufen den alpinen Sonnenschutz und ganztägig warme Küche im Gasthaus nebenan gleich mit   die riesigen Panorama-Tafeln in den Talstationen der Bergbahnen waren gern die Werbefläche dafür. Schon in den 1980er-Jahren hatte Ambrosig so einige davon in den Tiroler Bergen gemalt. Begonnen hatte er damit, weil er einfach einmal behauptete, dass er es kann. Gegenüber einem nicht ganz unwichtigen Fahrgast, als Ambrosig Taxi fuhr, anstatt zu tischlern, was er eigentlich gelernt hatte. Sein Fahrgast war Peter Schröcksnadel, erzählt Ambrosig. Gut, wenn man ihn kannte, wenn man "irgendetwas mit Bergen" vorhatte. So stand Ambrosig bald auf der Leiter in verschiedenen Skigebieten vor riesigen Aluminiumtafeln. Ein Projektor warf die Konturen von Alpenpanoramen darauf. Und Ambrosig malte nach mit Farbe. Doch "nach" war ihm irgendwann nicht mehr genug. "Auch "schön" wollte er malen. Und vor allem bis heute: möglichst genau, erzählt er im Gespräch mit dem "Schaufenster".

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.