Gastkommentar

Die undisziplinierte, zornige Nation

Peter Kufner
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Die Wochen des strengen Corona-Shutdowns verbrachte Günter Bischof in Österreich. Seine Wahlheimat USA war Anfang Mai ein anderes Land als Anfang März, als er sie verlassen hatte. Beobachtungen aus einem Krisenland.

Als ich die USA Anfang März verließ, um eine Gastprofessur an der Universität Innsbruck anzutreten, war es ein anderes Land als das Amerika Ende Mai, als ich zurückkam. Anfang März waren auf den Flughäfen des Landes noch keine Covid-19-Maßnahmen zu bemerken, obwohl das Virus im post-Mardi-Gras-New-Orleans (wie in New York) schon zu grassieren begann. Präsident Donald Trump schlich sich von Krise zu Krise (China, Syrien, Iran) – irgendwie hatte sich das Land auf seine tägliche Twitterei und Lügnerei eingestellt. Und wartete auf seine Abwahl im November.

Seit meiner Rückkehr ist das Land von multiplen Krisen gebeutelt. Nach der zu frühen Öffnung des Landes und dem undisziplinierten Verhalten von Teilen der Bevölkerung bei nationalen Feiertagen wie dem Memorial Day (Anfang Juni) und dem Independence Day am 4. Juli, erlebt vor allem der Süden einen rasanten Anstieg von Covid-19-Fällen. Und das ist nicht die befürchtete „zweite Welle“, sondern das Nicht-in-den-Griff-Bekommen der ersten Welle. Die Bundesstaaten Florida, Texas und Arizona – geführt von die Krise verharmlosenden republikanischen Gouverneuren – erleben besonders rasante Anstiege der Viruszahlen, sowie auch das von einem Demokraten regierte Kalifornien.

Individualistisch gesinnte Amerikaner lassen sich nicht gern in ihrem persönlichen Lebensstil von ihrer Regierung Vorschreibungen machen.

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