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780 Wiener Wohnungen und die Zeitgeschichte

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Restitution, ein österreichischer Innenminister und ein Gemeindebau in Strebersdorf.

Er macht schon ordentlich was her, der Oskar-Helmer-Hof in Strebersdorf: 780 Wohnungen, verteilt auf 112 Stiegen, errichtet von 1960 bis 1967 und als „verkehrsarme Mustersiedlung geplant“. So nachzulesen auf der Website des Gemeindebauverwalters Wiener Wohnen, woselbst sich auch einiges zum Namensgeber findet: Oskar Helmer, für fast 14 Jahre SP-Innenminister der Nachkriegszeit, habe sich „für den Aufbau einer demokratischen Exekutive“ engagiert, für die „Zurückdrängung des Einflusses der sowjetischen Besatzungsmacht und der KPÖ in Verwaltung und Polizei“ sowie für „eine funktionierende Große Koalition mit der ÖVP“.

Wovon die Wiener-Wohnen-Website nichts erzählt, dafür aber das Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: dass die KP-Gegnerschaft Herrn Helmer sogar innerhalb der eigenen Partei zu einer „persönlichen Diffamierungskampagne gegen angebliche KP-Sympathisanten“ trieb. Und dass so ganz nebenbei Helmers Rolle bei der Frage der Rückgabe jüdischen Eigentums „unrühmlich“ gewesen sei. Will sagen: Der heute in einschlägigen Berichten oft zitierte Satz „Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht“ stammt von Oskar Helmer, geäußert 1948 in einer Ministerratssitzung.

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