Militärputsch in Mali: Präsident und Regierungschef offenbar festgenommen

Massendemonstration in Bamako am 11. August.
Massendemonstration in Bamako am 11. August.(c) Reuters
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Mehrere Soldaten hatten zuvor die Kontrolle über einen Armeestützpunkt in der Stadt Kati nahe Bamako übernommen.

Aufständische Soldaten haben in Mali Präsident Ibrahim Boubacar Keita und Premier Boubou Cissé festgenommen. Die beiden seien in Keitas Anwesen in der Hauptstadt Bamako festgesetzt worden, sagte der Putsch-Anführer, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. Mehrere Soldaten hatten zuvor die Kontrolle über einen Armeestützpunkt in der Stadt Kati nahe Bamako übernommen.

Schon zuvor hatte es Berichte von einem drohenden Militärputsch im westafrikanischen Krisenland Mali gegeben. Die norwegische Botschaft und Sicherheitskräfte erklärten am Dienstag, ein möglicher Aufstand sei im Gange. Schüsse waren auf einem Militärstützpunkt außerhalb der Hauptstadt Bamako zu hören, von dem auch der Putsch 2012 ausging, der zu einem Staatsstreich führte.

Der Armeestützpunkt Kati ist etwa 15 Kilometer außerhalb von Bamako gelegen. Zunächst war unklar, von wem und auf wen die Schüsse gerichtet waren.

Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Schüsse seien auch nahe dem Sitz des Premierministers zu hören gewesen.

Der Sender „Deutsche Welle“ berichtete, mehrere hochrangige Politiker und Beamte seien bereits verhaftet worden, darunter auch Finanzminister Abdoulaye Daffe und der Stabschef der Nationalgarde. Anführer des augenscheinlichen Putsches könnte demnach ein gewisser Oberst Sadio Camara sein.

Der staatliche Fernsehsender ORTM erklärte, der Hauptsitz des Senders sei evakuiert worden. Es gab jedoch keinerlei Berichte über einen Angriff auf den Sender.

„Truppen auf dem Weg nach Bamako"

„Die Botschaft ist darüber informiert worden, dass es einen Aufstand in der Armee gibt und Truppen auf dem Weg nach Bamako sind“, erklärte Norwegens Botschaft. Das Land hielt seine Staatsangehörigen vor Ort an, Vorsitz walten zu lassen und, wenn möglich, zu Hause zu bleiben.

Ähnlich äußerten sich andere Botschaften. So sprach die Ex-Kolonialmacht Frankreich von „schwerwiegenden Unruhen“ und forderte ihre Bürger ebenfalls auf, nicht das Haus zu verlassen. "Es gibt Berichte über Schüsse und ziviler Unruhe in Teilen von Bamako", twitterte auch  Gregory Andrews, Australiens Hochkommissar unter anderem für Mali.

Mali steckt seit Monaten in einer politischen Krise. Gegner des derzeitigen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita haben seit Juni immer wieder Massenproteste angeführt und Keita zum Rücktritt aufgefordert. Sie werfen ihm vor, den jihadistischen Aufstand im Norden nicht in den Griff bekommen zu haben, der sich mittlerweile auf fast das gesamte Land ausgedehnt hat. Außerdem werfen sie ihm vor, bei der wirtschaftlichen Entwicklung und der Bekämpfung von Korruption gescheitert zu sein.

(Reuters/raa/APA)

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